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Die eherne Mark - Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
Seite - 578 -
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5 7 8 Neumarkt. in die Gegend von Neumarkt, und zwar insbesonders am Lindfelde, die dritte Station Noreja der berühmten vielumstrittenen Römerstraße von Virunum nach Ovilaba (Zollfeld-Wels) zu verlegen und gibt das übereinstimmende Resultat der Forschungen heute wohl den Beweis, dass wir hier thatsächlich die Stadt Noreja zu suchen haben. Die Umgebung Neumarkts im weiten Umkreise von Einöd bis Maria-Hof und namentlich ö. gegen das Vorgelände der Seethaler Alpen (St. Georgen, Greith etc.) ist förmlich durchsetzt von Römerdenkmalen, welche von der Bedeutung der Stadt Noreja Zeugnis geben. Machen schon diese vielen Römerfunde die Gegend sehr merkwürdig, so erregt noch mehr die Existenz einer unverhältnissmäßig großen Zahl von Schlössern und Edelsitzen, die heute zumeist theils in Ruinen zerfallen, theils in lanjälirigem bäuerlichen Besitze nahezu alle Spuren ihres früheren Glanzes verloren haben, die Aufmerksamkeit des Forschers. In der Richtung von N. nach S. über 0 . reihen sich hier aneinander: S t e i n , O b e r d o r f , G r a s l a b b e i Z e i t - s c h a c h , P i c h l , F o r c h t e n s t e i n , I l u n d s b ü c h l , D o b l h o f , F e l l n , M ü l l n , A l t h a u s , P i c h l h o f , K a l c h b e r g , G r a f e n s t e i n , L i n d , N e u d e c k u n d D ü r n s t e i n , somit nicht weniger wie 16 Edelsitze auf wenigen Quadratmeilen. Diese auffällige Erscheinung findet theilweise eine Erklärung in dem Umstände, dass hier die verschiedensten Fürsten, Stifte u. s. f. Besitzungen hatten, Ritter- und Bauernlehen (Unterthanen), so besonders Salzburg, die Landesfürsten, das Bisthum Gurk und das Stift St. Lambrecht. Die Cultur dieser Gegend und so auch die Geschichte dieser Ministerialen ist uralt. In der St. Lambrechter Stiftungsurkunde vom 7. Jänner 1103 übergibt Herzog Heinrich von Kärnten dem Stifte St. Lambrecht die Kirche St. Maria in Graslab (Mariahof) mit A u s n a h m e d e r M i n i s t e r i a l e n und ihrer Eigengüter und Lehen. Die Lehen der Lehensleute Adalbert der Koch, Reginhalms und Hamidei jedoch sollen, im Falle sie ohne eheliche Leibeserben sterben, dem Stifte zufallen. Die Ministerialen waren, wie ihr Name sagt, Dienst- leute der Probstei (geistliche und weltliche), wegen ihrer Verwendung zu Hof- und Kriegsdiensten hob sich ihr Ansehen und es entwickelte sich daraus das Rittergeschlecht des niederen Adels. Diese Theilung der Lehen in Ritter- und Bauernlehen tritt namentlich seit 1200 infolge des jus ministeriale ein. So erscheinen auch von Orten, die äußerlich nicht mehr als Edelsitze erkennbar sind, Ritter (Equites), z. B. 1233 überlässt Ritter Conrad v. Vockenberg dem Stift Unterthanen. Zeuge davon ist unter anderen Ritter (miles) Rudiger v. Arnoldsberg. Wann Neumarkt zum landesfürstlichen Markte erhoben wurde, ist nicht bekannt. Dass es aber schon im Mittelalter ein wichtiger Ort war, beweist die hier im Mai 1235 stattgefundene Zusammenkunft Kaiser Friedrichs II. mit Herzog Friedrich dem Streitbaren. Das Marktwappen, eine Tanna auf einem gelben Berge in rothem Feld, verlieh Kaiser Friedrich Neumarkt im J. 1446. Im J. 1443 bestätigte Herzog Friedrich die schon von Herzog Albert im J. 1379 bestätigten Marktrechte und Freiheiten. Im J. 1444 verleiht Friedrich dem Markte das Halsgericht im Burgfrieden, 1462 ertheilt Kaiser Friedrich dem Markte das Recht der Waren-Niederlage über Nacht für jene Waren, die aus Italien kamen. Märkte wurden bewilligt an jedem Markttage ein Wochenmarkt vom Herzog Ernst und ein Jahrmarkt zu Katharina von Kaiser Maximilian 1506. Wiederholt wurde Neumarkt von den Landesfürsten an die Erzbischöfe von Salzburg verpfändet, so 1318 und 1322 von Kaiser Friedrich. Erzbischof Sigmund I. t rat es aber wieder 1458 dem Landesfürsten ab. Es erscheinen nun landesfürstliche Pfleger auf Schloss Forchtenstein als Verwalter Neumarkts. Ein sehr wichtiges und einträgliches Amt war das M a u t a m t von Neumarkt, Avelches pfleg- oder pfandAveise vom Landesfürsten vergeben wurde, so unter anderem 1474 an Hans v. Plankenstein auf vier Jahre gegen 60 u Pfennige. Das Stift Admont suchte sich durch Verehrung von jährlich ein Paar Filzschuhen an das Mautamt mit demselben gut abzufinden. Zur Zeit der ReformationsbeAvegung bekannte sich die BeAvohnerscliaft Neumarkts mit großer Energie zur evangelischen Lehre und zog daher in den ersten Tagen des April 1600 die Gegenreformationscommission erst nach Verstärkung der Bedeckung um 300 Schützen in Neumarkt ein, 14 Bürger entschlossen sich zur AusAvanderung und weitere 4 mussten noch vor Sonnenuntergang den Ort verlassen.
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Die eherne Mark Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Band 2
Titel
Die eherne Mark
Untertitel
Eine Wanderung durch das steirische Oberland
Band
2
Autor
Ferdinand Krauss
Verlag
Leykam
Ort
Graz
Datum
1892-1897
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
14.1 x 20.37 cm
Seiten
613
Schlagwörter
Steiermark, Heimatkunde
Kategorien
Geographie, Land und Leute
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