Seite - 26 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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Schon am Landtage des Jahres 1528, am 7. Jänner,
wurden 22.000 fl. für die Grenzbefestigungen bewilligt, wie
überhaupt die steirische Landschaft die Vertheidigung der
Grenzstädte leitete, indem sie dahin Waffen, Pulver und Blei
und ab und zu einen Büchsenmeister sandte, und war auch
das Landeszeughaus in Graz das Centraidepot für die Wehr-
haftigmachung der steirisehen Städte. Thatsächlich verheerten
auf dem Rückzüge Solimans I, 1529, von Wien, türkische
Streifcorps die östliche Steiermark. Viel bedeutender, ja am
wichtigsten unter allen Türkeneinfällen war jener des Jahres 1532,
wo ein Hauptchor unter Ibrahim Pascha im September über
Friedberg, Dechantskirchen, Grafendorf, Kirchberg, Hartberg,
Pöllau, Kaindorf, Pischelsdorf und Gleisdorf gegen Graz zog.
Hunderte von Dörfern sanken in Asche, Tausende, Männer,
Weiber und Kinder, wurden in die Gefangenschaft geschleppt,
und zahllose Menschen, die sich meist in die Kirchen geflüchtet,
wurden daselbst verbrannt oder niedergemetzelt.
Während auf diese Weise von Osten immer neue
Gefahren aufstiegen begann im Norden Deutschlands mit der
Anschlagung der bekannten Thesen am 1. November 1517
an der Kirche zu Wittenberg durch den Augustinermönch
Martin Luther die riesige, die ganze civilisirte Welt erschüt-
ternde Bewegung der Reformation. Trotz aller Gegenmass-
regeln drang die Bewegung auch in die alten österreichischen
Erbländer mit elementarer Kraft ein, und um circa 1550 be-
kannte sich weitaus die Mehrzahl der Bevölkerung zur Lehre
Luthers. In unserer nordöstlichen Steiermark fand die Refor-
mation namentlich unter dem steirisehen Adel die eifrigsten
Anhänger und waren insbesonders die Dietrichstein auf Thal-
berg, die Steinpeiss auf Eichberg, die Rindscheid auf Fried-
berg, die Rindsmaul auf Bärnegg in der Elsenau, die Saurau
auf Festenburg, die Herberstein (Georg Herberstein) aaf Her-
berstein, die Mindorf auf Feistritz und Hohenbrugg, die Rotlial
auf Neudau, Wörth und Ober-Mayrhofen, und die Stubenberg
auf Guttenberg und Kapfenberg, der neuen Lehre zugethan
und besetzten die unter ihrem Patronate stehenden Kirchen
mit lutherischen „Prädicanten", wie auch die Bürgerschaft in
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
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- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918