Seite - 27 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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den Städten und Märkten sieh entschieden der Reformations-
bewegung anschloss. Aber auch die katholische Geistlichkeit
wandte sich vielfach der neuen Lehre zu, während andere,
ohne ganz von der katholischen Kirche abzufallen, sich wenig
an die kirchlichen Canones hielten. Namentlich verheirateten
sich damals nicht selten die Capläne, so zu Hartberg und
Thalberg. Auch im Stift zu Vorau waren die Reihen der Chor-
herren so gelichtet worden, dass bei der Visitation des Stiftes,
154 5, nur mehr ein Chorherr im Stifte gefunden wurde.
Die Kriegswirren dieser Zeit erschöpften auch den Säckel
der Landesfürsten, wie der meisten Städte, und so wurde die
landesfürstliche Stadt Hartberg 1568 vom Erzherzog Karl an
Caspar Puggl verpfändet und damit für diese Stadt eine Quelle
unsäglicher Bedrängnisse und Unbilden geschaffen, während
1587 die Friedberger Bürger sogar ihr Landgericht mit vielen
Rechten an Eberhardt Rauber auf Thalberg verkauften, auch
Fürstenfeld wurde damals vom Landesfürsten wiederholt' ver-
pfändet. Im Jahre 1585 wird die erste Infectionsordnung in
Steiermark erlassen.
Noch vor dem Tode Herzog Carl II. am 10. Juli 1590
erfolgte der erste Versuch zur gewaltsamen Ausrottung des
Protestantismus in Steiermark, welcher jedoch erst auf Grund
des Ediktes vom 30. September 1598 Kaiser Ferdinands des
Katholischen durchgeführt werden konnte. Eine Gegenrefor-
mations-Commission unter der Führung des Bischofs Martin
Brenner von Seckau, der Ketzerhammer genannt, und begleitet
von einer 800 Mann starken militärischen Bedeckung, durch-
zog auch die nordöstliche Steiermark, anfangs Mai 1600 ihren
Weg über Kirchberg, Feldbach, Riegersburg, nach Kaisdorf
bei Ilz nehmend, wo am 9. und 10. Juni die neue schöne
protestantische Kirche zerstört wurde. Von hier begab sich
die Commission nach Söchau, wo die neue protestantische
Kirche den Katholiken eingeantwortet wurde, und weiter über
Fürstenfeld, Burgau, Neudau nach Hartberg, wo 120 lutherische
Bücher verbrannt, wurden Von hier setzte sie ihren Weg über
Ebersdorf, Stubenberg, Birkfeld, Anger, Weiz, St. Ruprecht
und Gleisdorf fort, um so endlich wieder nach Graz zurückzu-
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918