Seite - 65 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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(Postea statim Nova civitas et Fridberch aedificatae et munitae et
circumvallatae sunt.) Nun ist es urkundlich erwiesen, dass Herzog
Leopold wirklich 1194 zu Fischa in der Püttener Mark eine
Mini-sterialen-Versammlung
hielt, in der über die Erbauung
Wiener-Neu-stadts
berathen wurde.
Die landesfürstliche Grenzveste Fridberg ist also circa
1194 zu bauen begonnen worden. Die erste Erwähnung eines
fürst-lichen
Castellans daselbst macht die Vorauer Chronik, clie über die
Schädigungen klagt, die das Stift in den letzten Regierungsjahren
Friedrichs des Streitbaren und nach dem Tode desselben 1246 von
Wülfing von Fridberg und Anderen erlitten hatte. Alle die Herren
von Fridberg, die Lazius, Caesar etc., vor diesem Wülfing anführen,
waren nicht auf unserem Fridberg sessliaft, sondern gehörten dem
Adelsgesclilechte derer von Vribercli (auch Friberc) bei St. Veit in
Kärnten an, welche allerdings schon im 12. Jahrhundert in
steier-märkischen
Urkunden erscheinen. Fridberg in Steiermark war nie
der Sitz eines gleichnamigen Geschlechtes. Die Burg gab den
Kernpunkt ab, um den sich allmälig schutzbediirftige Ansiedler, die
Bürger, ihre Wohnstätten bauten — es entstand der Burgflecken
Fridberg. Diesem begegnen wir urkundlich zum erstenmal^ in einem
Vertrage, in welchem Conrad, der Castellan von Fridlrerg, seine
Gattin Hadmud und seine Kinder Conrad, Dietrich, Luitpold und
Agnes dem Stifte einen Mansus in Schelleborn übergeben, theils als
Seelgerätlie, theils als Entschädigung für Besitzungen, welche Vorau
„usque ad crucem penes Castrum superioris Fridberg"
(Ober-Fried-berg)
besessen. Die Urkunde ist vom 2S. Februar 1252 datirt. Unter
den Zeugen erscheint zum erstenmal ein Pfarrer von Fridberg: Ulricus,
und der Richter: Erhardus Pes judex civitatis. Bei dem Worte
„civitas" an eine Stadt in unserem modernen Sinne zu denken, ist
keineswegs nöthig. Civitas ist im 12. und 13. Jahrhundert der
Ge-meinbegriff
für einen grösseren geschlossenen Ort — Burgflecken.
wie oben angedeutet wurde. Das Stadtwappen von Fridberg, zwei
sich umschlingende Hände, haben Manche verleitet, in Fridberg einen
mons pacis, eine Stätte zu suchen, die nach einem dort gemachten
Friedensschlüsse (mit Ungarn) so benannt worden sei. Das gehört
natürlich in das Gebiet der Fabel, denn Fridberg hat mit unserem
neuhochdeutschen Frieden ebenso wenig gemein, wie Fridhof, Fridau,
Fridland u. s. w. Das Praefix kommt vom althochdeutschen frit,
frid, d. i. Schutz, und bedeutet in Verbindung mit obigen Suffixen
ein durch Umgrenzung geschütztes und Schutz bietendes Territorium.
Das erwähnte Stadtwappen ist ein sogenanntes redendes, welches
gelegentlich einer späteren Wappenverleihung (wohl erst im 14. oder
15. Jahrhundert) ein phantasievoller Wappenherold aus dem
Namens-klange
der Stadt construirte.
Friedberg hatte zwei stattliche, innerhalb einer Mauer liegende
Schlösser, nördlich der Stadt, Ober- und Unter-Friedberg genannt,
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Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918