Seite - 67 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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starben abermals 141 Personen an der Pest in der Pfarre Friedberg,
und scheint bald darauf die Stadt durch eine Feuersbrunst geschädigt
worden zu sein. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war in
Friedberg wiederholt Militär einquartiert, so die Regimenter
Rauschen-berg
(1649), Khielmanssegg (1665), Tschaky (1663), Neheimb (1682),
Herberstein (1695). 1682 brennen 11 Häuser, die Kirche und das
Schulhaus ab.
Die Türken und Kuruzzen, die in den Jahren 1683, 1704
und 1707 die nordöstliche Steiermark verheerten, schienen sich nicht
an Friedberg selbst herangewagt zu haben.
Eichberg und Klaffenau wurden dagegen zerstört und
nament-lich
Dechantskirchen wiederholt niedergebrannt. Dagegen wurde beim
letzten Kuruzzen-Einfall unter Anton Eszterhäzy in die Steiermark,
1708, Friedberg von ihnen bestürmt Die Bevölkerung der Pfarre
flüchtete in das Schloss Ober-Friedberg und machte von hier aus
einen erfolgreichen Ausfall, bei welchem viele Gefangene gemacht
und Pferde erbeutet wurden. Vom 29. October 1765 bis 1784 war
Aquilin Julius Caesar, der bekannte steiermärkischeGescbichtsschreiber,
hier Stadtpfarrer. Am 21. October 1795 (Ursulatag) brennt Friedberg
Ins auf 14 Häuser ab. 1805 wird Friedberg von den französischen
Truppen mit Contribution belegt. 1809 finden von Juni bis October
Durchmärsche französischer Truppen statt. 1837 wurde an der
West-seite
der Pfarrkirche ein im Linngraben gefundener Römerstein
ein-gemauert.
Er zeigt das Brustbild einer jungen Frau, die Bulle in
der Rechten, in der Linken die Chlamys haltend, und die Inschrift:
Optima Lucani an XXV. Das alte landesfürstliche Städtchen hatte
nicht wenig wichtige Rechte und Privilegien, bis 1587 die Bürger an
Herrn Andreas Eberhard Rauber auf Thalberg das Landgericht,
Wildbann, zwei Theile Getreide-Zehent, das Fischwasser in der
Pinggau und im Tauchenbach, sowie vier Mauthstätten verkauften.
Damals kam auch das Hochgericht, welches auf jenem Hügel ausser
Friedberg stand, der heute noch Galgenbüchel heisst, nach Thalberg.
Der wichtigste Erwerbszweig der Bürger von Friedberg
war gleich jener zu Pöllau und Vorau die Tuchweberei, und
lebten noch um das Jahr 1750 herum in dem Städtchen
von 70 Häusern nicht weniger wie 27 Tuchmachermeister, die
insbesondere für das Militär Tuch lieferten. Sie hatten eine
eigene Handwerksordnung, die urkundlich zuerst anlässlich der
Bestätigung der 25 Artikel durch Erzherzog Ferdinand II.
im Jahre 1603 erwähnt wird. Diese Handwerksordnung wurde
hierauf in 30 Artikeln vom Kaiser Leopold I. am 4. Juli 1661,
Josef I. am 10. Februar 1706, Carl VI. am 22. September
1714 und Maria Theresia am 27. October 1742 bestätigt.
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Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
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- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918