Seite - 72 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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Scbäffernbaclie entlang durch die Elsenau über Schloss Bärnegg
auf Umwegen nach Pinggau führt. Diesen letzteren einschlagend,
folgen wir 30 Minuten der Strasse (Ilolzsäge), und schlagen hundert
Schritte hierauf rechts den anfangs eben hinziehenden Wiesen-
fahrweg ein. Nach 15 Minuten steigt der Weg allmälig durch
schattigen Buchwald hoch hinan, bis man nach 20 Minuten
rechts das steil abfallende Schloss Bärnegg, nahezu schon
ganz vom Wald umwachsen, erblickt, während links aus Waldes-
dunkel die Ruinen der Nikolauskirche gespenstig heraufleuchten.
Endlich stehen wir vor den morschen Thoren dieser sterbenden
Burgveste, welche heute überall das Bild des Verfalles zeigt.
Wie die eiust so herrlichen, im harten Frolmdienste geschaffenen
Lustgärten von Wald und Gestrüpp umwuchert sind, so ist
auch im Schlosshofe die verrostete Brunnenlaube von Unkraut
umwachsen, der Brunnen versiegt und das Gemäuer zerklüftet
und geborsten. Morituri, morituri.
Die Erbauer und ersten Besitzer waren die Herren v. Perner,
deren Erster den Besitz vom Kaiser für treu geleistete Dienste
er-halten
haben soll. Ein Heinrich v. Perner kommt schon 1347 vor.
Nach dem Aussterben dieses Geschlechtes, 1550, kam Bärnegg durch
Erbschaft und Kauf an das Geschlecht der Ritter, später Grafen von
Rindsmaul zu Frauhaimb und von diesem Geschlechte, 1798 durch
Kauf an den Grazer Advocaten Ignaz Holler, vom ihm auf dessen
erblindete Shhwiegertochter Rosalia, geb. Kiendler, welche daselbst
am 23. December 1879 starb und Bärnegg ihrer Nichte, Fräulein
Rosalia Kiendler, vererbte.
Riesen sollen das Schloss getragen und damit auf dem
heutigen Platze gerastet haben, konnten es aber sodann nicht
mehr fortbringen. Das mit Schindeln gedeckte, ein Stock hohe
Schloss, bildet ein längliches geschlossenes Viereck, an dessen
Südseite ein kleiner Urthurm angebracht ist. Ein Vorbau
bildet mit dem Hauptgebäude einen kleinen Hof. Halbrunde
Thürme erinnern noch an die Wehrbauten der Burgveste. Die
gut erhaltene Kapelle zeigt noch schönes Schnitzwerk und die
Jahreszahlen 1703 und 1752. Rechts vom Eingang des Schlosses
die uralte Schlossküche mit offenem Herd. Von der Halle führt
eine breite Treppe in das erste Stockwerk, prächtige Ballu-
strade aus Eichenholz, alte Truhe von 1561, mit den ge-
malten Wappen der Eggenberg und Rindsmaul. Von den übri-
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918