Seite - 85 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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über die freie Hochfläche dahin, mit prächtigen Ausblicken
gegen das Unterland, gerade vor sich (westlich) steigt aus
dem Waldesdunkel der Abhänge des Masenberges Schloss Eich-
berg auf. Nach 30 Minuten erreicht man das freundliche Dorf
Stegersbach (Römergräber), wo sich die Strasse in eine Thal-
niederung herabsenkt, um sodann gegen das Pfarrdorf Dechants-
kirchen wieder hinanzusteigen, 5/4 Stunden von Friedberg.
Dechantsk i rchen . In Ritters Gasthaus leidliche
Unterkunft und bescheidener Comfort. Im Orte befindet sich
die Pfarrkirche St. Stephan, an der zwei Priester aus dem
Stifte Vorau pastoriren, eine dreiclassige Volksschule, eine Post-
haltstelle, ein Arzt und eine freiwillige Feuerwehr. Das Dorf,
welches 43 Häuser und 230 Einwohner zählt, liegt sehr
freundlich in einem Obstbaumwäldehen versteckt, am Fusse
des Hilmberges, eines Ausläufers des Wechsel (1318 M.).
Seine Bewölkung gilt in der Umgebung als bewährtes Wetter-
zeichen ; daher sein Name (Hilm: ein nebelreicher Ort).
Dechantskirchen wird urkundlich zuerst um das Jahr 1155
in einer Admonter Tradition genannt, in welcher Archidiacon
Otakar als Nutzniesser erzbischöflich Salzburgischer Güter
zwischen der Pinka und Lafnitz erwähnt wird. Dort, im Ur-
walde (in silva hactenus inculta) hatte er eine Kirche erbaut,
von der das ganze Landgut den Namen „Techanschirche"
(germanisirt aus Diakons-Kirche) erhielt. Dieses Gotteshaus
wurde 1161 zur Pfarrkirche erhoben, deren Sprengel die
heutigen Pfarren Friedberg, St. Lorenzen am Wechsel und
Festenburg umfasste. Die gegenwärtige Kirche, ein spät-
gothischer Bau, hat durch verunglückte Restaurationen sehr
gelitten und birgt nichts Interessantes. Ihre alten Befesti-
gungen: Wallgraben und Ringmauer, sind theilweise noch er-
halten. In letzterer zwei Römersteine. Auf dem Föhrenhügel
ober'm Friedhofe eine reizende Fernsicht,
Nur der sehr eilige Wanderer wird sich die Kürzung
des Weges durch Verlassen der Strasse bei Dechantskirchen
und Einschlagen des links abzweigenden Fussweges zu Nutze
machen, da er dadurch des Anblickes einer der schönsten
Perlen der steirisehen Burgen verlustig wird.
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918