Seite - 117 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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Ottokar VII., Markgraf von Steier, gründete aus dem Erbe
des Grafen Ekbert III. von Pütten, 1163 das Augustiner
Chorherren-stift
zu Vorau unter Uebergabe des praedium Vorowe sammt
Besitzun-gen
an der steirisch-österreicbischen Grenze bis zum Semmering an
den Erzbischof Eberhard I. von Salzburg. Da jedoch Eberhard 1164
starb, so erfolgte die Bestätigung der Stiftung erst durch Erzbischof
Konrad 1168 und Papst Alexander II, 1170. Das Stift, welches
wahrscheinlich durch das Chorherrenstift Seckau (1140 gegr.) mit Abt
Luitpold colonisirt wurde, vermehrte rasch seinen Besitzstand und
übernahm die zwei in der Gegend von Friedberg bis zu den
Fisch-bacher
Alpen einzig bestandenen Pfarren zu St. Thomas im Walde
zu Vorau und Dechantskirchen, wovon Erstere die heutigen
Pfarr-sprengel
von Yorau, Wenigzell, St. Jakob im Walde und Waldbach,
letzteres die Pfarren zu Friedberg, St. Lorenzen, Festenburg und
Dechantskirchen umfasste. Am 21. November 1237 brannte das
ganze Stift sammt Kirche ab, wobei Propst Bernhard bei Rettung
von Urkunden und Handschriften den Tod fand. Anlässlich dieses
Brandes wurde das Pfarramt in den Markt verlegt (bis 1783). Im
13. Jahrhunderte litt das Stift viel durch die Brandschatzungen der
Raubritter auf den umliegenden Burgen zu Reinberg, Hertenfels,
Thalberg, Eichberg, Statek etc. Am 25. October 1257 wurde der
Hochaltar in der wiederhergestellten Stiftskirche durch Bischof
Ulrich I. von Seckau eingeweiht.
Unter der ökonomischen Verwaltung des Stiftsvermögens
durch Propst Conrad II. und Hertnid von ivopping mehrte sich auch
im 14. Jahrhunderte ununterbrochen der materielle Wohlstand des
Stiftes wie nicht minder die handschriftlichen Schätze der Bibliothek.
Im Jahre 1385 brannte ein grosser Theil des Stiftes ab. Dagegen
zeigte sich durch Verschulden der Pröpste Johann Straussberger
und Nicolaus Zink in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein
bedeutender Rückgang im Wohlstande und Ansehen des Stiftes,
welches bei sehr gelockerter Disciplin nur mehr eine sehr geringe
Anzahl Chorherren hatte. Es wurde hierauf vom Erzbischofe von
Salzburg Andreas v. Prombeck, aus dem Stifte Berchtesgaden zur
Reorganisation des Stiftes Vorau abgesandt, welchem es auch gelang,
die zerrütteten Verhältnisse in jeder Richtung wieder zu ordnen.
Dieser Probst erbaute auch die Kreuzkirche am Marktfelde
ausser-dem
Markte, die am 29. August 1445 eingeweiht wurde. Er
starb am 15. März 1453, als einer der Letzten seines Stammes.
Unter seinem Nachfolger Leonhard, einem Mann beschaulicher
Ascese, der zum Visitator und Superior der Kanonissinnen zu
Ivirch-berg
am Wechsel bestellt wurde, verlieh Kaiser Friedlich IV. dem
Stifte das Wappen des ausgestorbenen Geschlechtes des früheren
Propstes Prombeck, den geflügelten Greifenfuss im goldenen Felde,
welche Wappenfigur im Vereine mit dem alten Stiftswappen, der
h. Thomas die Seite des Heilandes berührend, noch heute (las Stifts-
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918