Seite - 132 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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In den letzten Jahren hat auch die Ausfuhr nach Deutschland
bedeutend zugenommen und wenn auch zumeist mit Obst zur
Most-bereitung
(Mostobst. Mostbirnen u. dgl.) gehandelt wurde, so nimmt
doch auch die Ausfuhr von feinem Tafelobst stetig zu. Die Ausfuhr
an frischem Obst betrug in der Station Gleisdorf:
1880 rund 120.000 Meter-Centner
1881 „ 52.000 „ „
1882 „ 170.000 „
1883 „ 57.000 „
1884 ., 90.000 „
1885 „ 130.000 „ ,,
1886 „ 70.000 „ „
1887 „ 70.000 „ „
somit in acht Jahren 759.000 Meter-Centner = 7590 Waggons oder
durchschnittlich jährlich nahezu 1000 Waggons — Zahlen, welche
gewiss deutlich genug für die enorme Wichtigkeit des Obstbaues in
Steiermark, speciell der Oststeiermark, sprechen. Ueberdiess kommen
zu obigen Zahlen noch jenes Quantum Obst, welches insbesonders
von den, von Gleisdorf westlich gelegenen, Ortschaften Wilfersdorf,
Brodersdorf, Eggersdorf, Iiumberg etc. und auch aus der Weizer
Gegend per Achse direct nach Graz verfrachtet worden ist, wie auch
jene Obstquantitäten, die von den Gegenden südlich der Raab, so
namentlich von Gnas nach der Station Feldbach verfrachtet werden.
Der ehemals im mittleren Raabthale stark betriebene
Getreide-bau
ist seit Eröffnung der Ungarischen Westbahn und dem
Nieder-gange
der Getreidepreise bedeutend zurückgegangen, da sich derselbe
nicht mehr lohnt. Er hat jedoch einer intensiveren Viehzucht Platz
gemacht, welche nun nebst dem Obstbau als die wichtigsten Zweige
der Landwirthschaft hier betrachtet werden müssen.
Von dem schmucken Bahnhof-Gebäude führt eine schöne,
mit Kastanien bepflanzte Zufahrtsstrasse, mit Ruhebänken ver-
sehen, in 10 Minuten in den Markt, wohin man auch auf einem
näheren, gleichfalls von einer Allee beschatteten Fusswege ge-
langt. Man erreicht auf der Strasse zuerst links die 1742 er-
baute ehemalige Piaristen-Klosterkirche Maria-Reinigung
mit dem daran gebauten alten stattlichen Ex-Piaristenkloster, in
welchem jetzt das k. k. Bezirksgericht untergebracht ist. Der
mächtige Gebäudecoinplex, der heute von reizenden, um einen
zierlichen (artesischen) Brunnen gruppirten Anlagen umgeben
ist, wurde 1744 vom Cardinal Sigmund Graf Kollonitz, Erz-
bischof von Wien und Besitzer der nahen Herrschaft Freiberg,
dessen Wappen mit dem Cardinalshute in stucco mehrfach auf
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918