Seite - 133 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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dem Gebäude angebracht ist, erbaut und dem Piaristen-Örden
übergeben, welcher hier ein 6classiges Gymnasium errichtete.
Dieses Gymnasium bestand bis 1777, die Niederlassung des
Piaristen-Ordens jedoch bis in die Zwanziger-Jahre. Hierauf
diente das Kloster bis 1850 als Armenhaus, in welchem Jahre
es zur Unterbringung der k. k. Behörden von der Marktgemeinde
ganz neu renovirt und adaptirt wurde. Hier mündet die Grazer
Hauptstrasse ein. Nun durch eine hübsche Allee und durch die
Herrengasse zum Hauptplatze mit der erhöht stehenden, von
einer alten Kastanien-Allee umgebenen, 1672 erbauten Pfarr-
kirche mit 1875 neu errichtetem gothischem hohem Thurme,
dessen edel geformte Spitze sich aus einem Kranze von acht
Giebeln erhebt. Hier erhebt sich auch die kunstvolle Marien-
säule, die 1664 vom Pfarrer Johannes Haller, Sohn eines
reichen Gutsbesitzers in Baiern, der auch 30.000 fl. zum Bau
der Piaristenkirche und zur Gründung des Klosters gespendet
hat, errichtet wurde. Am Platze befindet sich auch die Post
mit Telegraphenamt. Links zweigt hier die Weiz-Hartberger
Strasse ab, während längs des Kirchplatzes die Hauptstrasse
zum Florianiplatz, mit der anlässlich des grossen Brandes von
1633 errichteten Florianisäule und dem alten, aber unansehn-
lichen Rathhause, führt.
Bis zum Jahre 1885 wurden hier die Viehmärkte abgehalten,
was zu vielen Unzukömmlichkeiten führte. In diesem Jahre beschloss
jedoch die Gemeinde, über Initiative des damaligen Bürgermeisters
Herrn R. Mayr, in der Gartengasse gegen den Bahnhof ein iy2 Joch
umfassendes Grundstück behufs Errichtung eines neuen
Vieh-marktplatzes
anzukaufen, und wurde nun auf diesem sehr günstig
situirten Platze, welcher mit parallel laufenden Barrieren zum
An-hängen
des Viehes versehen, mit Pappelbäumen umsäumt und mit
Kastanien regelmässig bepflanzt wurde, der Viehmarkt umgelegt, und
hatte sich die Anlage als sehr zweckmässig erwiesen.
Von hier gelangt man durch eine jüngst angelegte
Allee mit Ruhebänken, die „Rathhauspromenade", zu der
trefflich eingerichteten Schiessstätte. An der Fürstenfelder
Strasse liegt das nach den Plänen des Architekten Robert
Mikovics in Graz erbaute stockhohe Armenhaus und Gemeinde-
spital, zu welchem Se. Majestät der Kaiser Franz Josef am
9. Juli 1883 feierlichst den Schlussstein legte. Das äusserst
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918