Seite - 146 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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als wundertätig verehrt wurde, und dass Viele bei dem kleinen,
in der Kapelle sprudelnden Wässerlein Heilung ihrer Leiden
gefunden hätten. Als nun das holzgezimmerte Kapellehen sich
für den Andrang der Wallfahrer immer mehr als zu klein
erwies, schritt man über Initiative des Kaplanes in St. Johann,
(jetzt Kogelhofer), Herrn Alexius Albrecht, im Sommer 1879
zur Ausführung eines entsprechenden Neubaues, für welchen
schon seit Jahren die Mittel gesammelt wurden. Und so ent-
stand, nach den Plänen des Herrn Architecten R. M i k o v i c s
in Graz, das sehr edel gehaltene heutige Kirchlein im modernen
Rundbogenstil, welches am 26. October 1879 der heil. Jung-
frau Maria im Elend unter Andrang einer ungeheuren Menschen-
menge geweiht wurde. Das Brünnlein, welches dem Gnadenorte
den Namen gab, wurde gefasst und fliesst jetzt aus den Händen
der an der Aussenseite der Kirche angebrachten Marienstatue
in eine Marmormuschel. Seither, meldet die Legende des
Gnadenortes, fanden hier viele Gebetserhörungen, und zwar meist
bei Frauen und Mädchen der Umgebung statt.
Ueber den bekanntesten Fall, der den Ruf des Fieberbründels
als Gnadenort enorm verbreitete, meldet die Legende: Maria Kropf,
Grundbesitzerstochter aus Kaibing (nächst dem Fieberbriindl), am
25. August 1851 geboren, erkrankte November 1870 an Heiserkeit,
unter schmerzhafter Kehlkopfentzündung, und wurde der Zustand der
Kranken ein chronischer. Am 29. August 1872 verschlimmerte sieh
derselbe nahezu bis zur Sprachlosigkeit, die tatsächlich auch 1875
eintrat. Alle Versuche zur Heilung der Krankheit dieses Mädchens
blieben erfolglos, und übereinstimmend lautete die Diagnose dahin:
„Unheilbar krank an einer chronischen Kehlkopfentzündung und
Lähmung der Sprechwerkzeuge." Dabei war Maria Kropf immer
bettlägerig. Nachdem der Zustand nun so über neun Jahre gedauert
hatte, so verlangte die Kranke dringend, nach dem Fieberbriindl
gebracht zu werden, und wurde sie auch Freitags, den 20. August
1880, dahin Uberführt, und, von vielen Leuten begleitet, in die Kapelle
getragen. Während des gemeinsamen Gebetes des englischen Grusses
fing nun die Kranke plötzlich laut mitzubeten an, stand hierauf auf,
kniete am Altar nieder und dankte Gott mit lauter Stimme. Die
Geschwulst im Halse und die Entzündung war verschwunden und
Maria Kropf konnte wieder, wie vor fünf Jahren, laut sprechen.
Die Legende berichtet von ähnlichen Gebetserhörungen bei
Amalia Gruber aus Rosseg am 20. Juni 1881, Maria Mild aus
W.-Pöllau am 26. März 1882, Barbara Fritz aus Kirchberg, Johanna
Rabel aus Fürstenfeld und einer Frau aus St. Peter bei Graz. Heute
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
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- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918