Seite - 175 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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hierauf wurde am 2. Mai 1757 der Grundstein gelegt, und unter
Leitung des Grazer Baumeisters Josef Huber erhob sich die Kirche
so rasch, dass schon am 8. December 1758 unter grossartigsten
Feierlichkeiten und unter ungeheurem Menschenzulauf die
Ueber-tragung
der angeblich steingegossenen Marienstatue, des
Gnaden-bildes,
auf den Hochaltar der neuen Kirche erfolgen konnte. Im
Jahre 1766 wurden an der Fa^ade die zwei Thürme, über 34 m
hoch, angebaut und, 1771, und zwar vom 3. April bis In. November,
malte der unermüdlich thätige Hofkammermaler Josef Adam Ritter
von Mölk das ganze Innere der Kirche mit Fresken aus, deren
Stärke jedoch mehr in der gemalten Architektur wie im Figuralen
liegt. Für diese Fresken und sechs Oelbilder für die Altäre erhielt
Mölk 6000 fl. Die Decke der Kirche ist durch Bogenspannungen
in fünf Wölbungen gegliedert, welche nachstehenden Fresken-Cyclus
zeigen: 1. Wölbung ober dem Presbyterium, Himmelfahrt Mariens;
2. unbefleckte Empfängniss; 3. kuppeiförmige Mittelwölbung, Fest
der Reinigung Mariens und die Weissagung Simeons im inneren
Tempel Jerusalems, an den Ecken die vier Evangelisten und die
Kirchenlehrer; 4. Geburt Mariens; 5. Verkündigung Mariens. Die
Kirche ist in Kreuzform im einfachen italienischen
Renaissance-Stile
erbaut und ist 51-19 M. lang, 20-86 M. im Schiff (und 27-18 M.
mit den Kreuzarmen) breit und ebenso (20-86 M.) hoch. Auf dem
reich vergoldeten Hochaltare steht die (reich vergoldete) mehrfach
genannte steinerne frühgothische Gnadenstatue, eine sogenannte
Pietä-Darstellung. Die Orgel (von 1780) hat 24 Register, 6
Sei-tenflügel
und 1 Positiv. Am 3. Juni 1792 Abends, während der am
2. Juni verstorbene berühmte Aquilinus Julius Caesar auf der Bahre
lag, schlug der Blitz in den Dachstuhl der Kirche, welcher sogleich
gänzlich niederbrannte. Bald erhob sich jedoch wieder ein neuer
Dachstuhl, während die Thürme das gleiche Notlidach erhielten,
welches sie früher hatten und heute noch haben.
Grabsteine im Innern der Kirche: Unter dem
Musik-chor
rechts vom Eingange Grabstein des Hanns Herrn von
Stubenberg von 1565, daneben jener der Gräfin Rosina
Eli-sabeth
von Herberstein von 1703, links vom Eingange
präch-tiger
Grabstein von Otto III. von Ratmannsdorf von
1400, daneben jener der Apollonia Gräfin von
Ratmanns-dorf
von 1525, in der Kreuzkapelle rechts Grabstein des Johann
Wampel von 1641 (1. Dechant), weiters jener des Conrad Graf
von Thannhausen von 1601. Ausser der Kirche: Grabstein
A. J. Caesars f 2. Juni 1792, mit langer biographischer Inschrift.
Hier auch die Gruftkapelle der Gewerkenfamilie Mosdorfer, mit
Josef Mosdorfer f 1732 beginnend.
An der Ringmauer westlich Römerstein ohne Inschrift,
ein geflügeltes Seeungeheuer darstellend. Um die Kirche mehrere,
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918