Seite - 193 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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dient Interesse. Ober dem Thore die Jahreszahl des Um-
baues, 1698.
Es war Ende des 15. Jahrhunderts im Besitze der Draxler
(Dräxler), kam jedoch 1650 an das Chorherrenstift Pöllau, welches
1688, 1697 und 1698 das Schloss ausbaute; die neue Kapelle wurde
am 2. August 1701 eingeweiht. Nach Aufhebung des Stiftes Pöllau
fiel die Herrschaft zuerst an den Staat, der sie wieder 1800 an den
Seifensieder J. Oettel in Gleisdorf verkaufte. Endlich gelangte die
Herrschaft nach mehrfachem Besitzwechsel 1811 an den Vater des
jetzigen Eigentümers.
S t ixpeter , grosses Gasthaus, bildet den Knotenpunkt
von vier Strassenzügen; östlich zieht die Strasse nach Weiz,
nördlich in einer Stunde nach Anger, südlich in 3/4 Stunden
nach Puch, während westlich die Strasse durch die Feistritz-
klamm in 5/4 Stunden nach Stubenberg führt. Dieser letzteren
Strasse folgend, erreichen wir nach 15 Minuten den Eingang
der verrufenen Feistritz- oder Freienberger Klamm,
den Durchbruch der Feistritz zwischen den Abstürzen der
Ausläufer des Rabenwaldes und dem Kulm. In der Klamm an
der Strasse nahezu kein Haus. Die Strasse, meist von Laub-
bäumen dicht umschattet, führt hoch über der Feistritz an
ihrem linken Ufer hin, mit prächtigen Durchblicken durch das
Walddickicht auf das wild zerrissene Bett der Feistritz, von
deren zerstörender Kraft mächtige, chaotisch durcheinander ge-
worfene Felsblöcke, entwurzelte Baumriesen und unterwaschene
Berghalden zeigen. Anfangs links ein schwarzes Kreuz, zur
Erinnerung an die hier erfolgte Ermordung eines Gendarmen
durch eine Zigeunerbande mittelst 23 Messerstichen. Nach circa
40 Minuten vom Eingange der Klamm steigt plötzlich links aus
schwindelnder Höhe die schon früher flüchtig sichtbare Burg-
ruine Neuhaus (siehe Seite 201) mit ihren meist von Dohlen
umflatterten, zerklüfteten Mauern über die Baumwipfel empor,
bald jedoch umschliessen uns wieder die düsteren Waldhänge der
Klamm, bis sich endlich nach weiteren 20 Minuten plötzlich die
Bergcoulissen auseinanderschieben und sich wie heller Sonnen-
schein nach langen trüben Winternebeln der Ausblick auf das
reizend am Südgeläude des Rüblandes gelagerte Pfarrdorf
Stubenberg öffnet, über welchem noch über die Conturen des
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Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918