Seite - 234 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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Thurm. Ober dem Hoehaltarbild befindet sich ein bis jetzt
unbekannt gebliebenes Wappen.
Aus einer im steiermärkischen Landes-Archive befindlichen
Handschrift ist zu lesen, dass ein Herr von Pircher in Hollstein
und Zeiss, anno 1467 geboren, erzählt, wie er als junger Mensch
solche Lust zum Wandern empfand, dass er seine Eltern, deren
einziger Sohn er war, verliess (sein Vater war Regent über die
Herren Gottwalt Stubenberg'schen Herrschaften) und sich mit einem
Kameraden auf die Wanderschaft begab; er führte ein
abenteuer-liches
Leben, arbeitete auch viel in Bergwerken, und kehrte erst
nach achtzehnjähriger Abwesenheit heim; seine Eltern waren todt.
Sie hatten jedoch das Landgut Ratten gekauft, dessen
Bewirth-schaftung
er als alleiniger Erbe sofort antrat. Das unvergleichlich
schöne Gebirge herum erregte den Gedanken, oh nicht ein Bergwerk
anzulegen sei; er durchstreifte es und als er zu einem Berge kam,
so man den Rattenberg nennt, sah er aus kleinen Oeffnungen Ratten
aus und ein springen. Das kam ihm wunderlich vor, und beim
Betrachten einiger Steine, welche sich vom Berge losgerissen, sah er,
dass sie silberhaltig waren. Zu einem anderen Berg gekommen, der
Weissenberg genannt, fand er ingleichen, dass sich reiches Erz allda
befand. Noch nicht eingerichtet, Erzproben vornehmen zu können,
sandte er das gefundene Erz durch einen Diener seinem alten
Kameraden nach Rciffenstein, wo derselbe ein Silberbergwerk angelegt
hatte. Nach acht Tagen wurde ihm die Antwort, dass es sich lohnen
würde, einen Bau anzulesen. Der Centner Rattenberger E^z
enthalte 15 Mark Silber, der von Weissberg 9 Mark.
Er legte den Bau an, entzauberte die Ratten und arbeite mit 3
Berg-geistern
7 Jahre hindurch getreulieb, wo er einen Schatz von 300.000
Gulden ansammelte. Nach seinem Tode im Jahre 1539 fiel sein
ganzes Vermögen, da er ohne Leibeserben starb, einer kaiserlichen
Hofkammer zu, welche Bergleute aus Tirol und Kärnten kommen Hess,
und wurden noch bis 1619 zwei Bergwerke dazu erhoben, nämlich
der Unter- und der Ober-Taub-Berg, so an der Feystritz. Anno 1693
wurde aber die Herrschaft Ratten sammt den Bergwerken denen
Herren Grafen v. Trautmannsdorf von weiland Ihrer kaiserlichen
Majestät Leopold dem Ersten geschenkt. Diese Grafen Hessen das
Bergwerk aber aufgehen und ist nicht mehr im Bau.
In der Umgebung von Ratten sind auch grosse Kohlen-
lager und wurde auch der Steinkohlenbergbau hier wiederholt
betrieben, zuletzt aber wegen Mangels an Verwendung der Kohle
wieder eingestellt. Auch von hier besteigt man den Teufel-
stein, und zwar, indem man die Alpsteigstrasse bis" zum
Jägerwirth (1 Stunde) verfolgt und dann links am Gebirgs-
kamm zum Teufelstein aufsteigt, 1 Stunde. Alpentour (mit
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918