Seite - 269 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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Jahre 1636 verfiel Hanns Christoph Freiherr von Paar in eine schwere
Krankheit, in welcher Paar die Stadt von der drückenden
Verpflich-tung
der Zahlung des 10. Pfennigs Besitzveränderungsgebühr enthob.
Im Jahre 1605 überflutheten wieder die ungarischen Rebellen
im Vereine mit türkischen Truppen die steirische Grenzmark. Mord,
Brand und Raub bezeichneten die Wege dieser Horden, die auch
Ilartberg schwer bedrängten. Namentlich wurden die ausser der Stadt
gelegenen Häuser, Maierhöfe, Keller und Scheuern der Bürger bis
vor die Stadtthore niedergebrannt und das Vieh geraubt; in die
Stadt konnte der Feind nicht eindringen, da dieselbe durch „Herrn
Rindscheid zu Kopreinig und seiner Ritterschaft" (Reiterschaft), der
; von Burgaii der Stadt zu Hilfe eilte, gut vertheidigt wurde. Den
er-littenen
Schaden bezifferten die Hartberger mit 3000 fl. und
schul-deten
sie überdiess noch 40 Startin Wein und 280 Viertel Hafer.
Bei diesen drohenden Zeitläuften erhielt die Stadt wiederholt
Garnisonen, und zwar 1621 italienischer und 1672 spanischer Truppen,
die jedoch in dem kleinen Städtlein nahezu ebenso arg hausten als
der Feind. In die-em Jahrhundert wurde auch die Pest zu einer
furchtbaren Geissei der Stadt, so forderte sie schon 1621 die ersten
Opfer, bis sie in den Jahren 1679—1680 ihren Höhepunkt erreichte.
In dieser Zeit erscheint der erste Stadt-Physicus Ferdinand
Vogelmayer, Dr. der Med. u. Phil. (1676) in Hartberg, ebenso wird
1677 zum ersten Male eines Apothekers erwähnt. Kaiser Leopold
bestätigte 1660 die Stadtprivilegien.
Die Stadtpfarre zu Hartberg zählte zu den reichsten und
angesehensten Pfründen des Landes und waren die Stadtpfarrer,
uuter welchen auch zwei Pröbste von Pöllau vorkommen, meist
Doctoren der Theologie und Träger höherer geistlicher Würden.
In diesem Jahrhunderte erfolgten ungewöhnlich viel Stiftungen;
so stiftete Mathias Khielnhofer mit einem Capital von 1400 fl., welches
von der Bürgerschaft später auf 2000 fl. ergänzt wurde, zwei
Frei-plätze
für Studirende am Ferdinandeum in Graz (von den Jesuiten
geleitet), welche Stiftung später in Handstipendien umgewandelt
wurden. 1631 stiftete Stadtpfarrer Anton Auanzin vier Freiplätze am
Ferdinandeum. Im Jahre 1617 wurde das Hartberger Bürgerspital
regulirt und bestimmt, dass darin zu Ehren der 12 Apostel immer
12 Arme verpflegt werden sollen. Im Jahre 1626 legirte Stadtpfarrer
Eb. Henrizy einen landschaftlichen Schuldbrief von 6000 fl. den
I Spitälern und den llausarmen Hartbergs.
Am 1. October 1609 übergab der Stadtmagistrat Rudolf
Frei-herrn
v. Paar die vermeintliche Vogt- und Lehenschaft über die beiden
Beneficien an Karner und Lehern mit der Bedingnis, dass er dafür
auf einem beliebigen Platz aus eigenem Vermögen ein Kloster
auf-baue,
was Paar auch versprach. Paar dachte jedoch bald nicht mehr
daran, sein Versprechen zu erfüllen, und so floss nahezu ein halbes
Jahrhundert dahin, ohne dass die Klostergründung in Angriff
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918