Seite - 274 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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Kirche mit lateinischer Inschrift erinnert. Im Jahre 1472 wurde die
Kapelle erweitert und mit neuen Reliquien versehen; im Jahre 1514
wurde anlässlich der Pest die noch bestehende spätgothisclie
drei-eckige
steinerne Pestsäule nächst der Kirche errichtet. Im Jahre 1532
wurde die Kirche von den Türken verwüstet und namentlich der
Hochaltar entweiht. Die Consecrirung der Kirche erfolgte erst am
27. Juli 1588 durch Bischof Martin Brenner, zugleich wurde die
Kirche mit Reliquien des heil. Rupert und von anderen Heiligen
versehen. Im Jahre 1772, gelegentlich der 300jährigen Säcularfeier,
malte Hofkammermaler Mölk (um 1700 fl.) die Kirche neu aus.
Der Thurm der Kirche zeigt aussen die Jahreszahl 1732, in welchem
Jahre gleichfalls ein Umbau der Kirche stattgefunden haben dürfte.
Beachtenswerth an der Kirche ist aussen der Fries unter dem
Kirch-dache
mit originellen Fratzen und Maskenköpfen in vielen Variationen.
Innen zeigt sich die Kirche derzeit als einschiffige barocke
Hallen-kirche
mit zwei ausspringenden Kapellenbauten, wodurch sich die
Kreuzform bildet. In der rechten Seitenkapelle Oelgemälde mit alter
Ansicht von Hartberg aus dem 17. Jahrhundert. Alle Flächen der
Kirche sind mit den Mölk'schen Fresken, die 1867 von Rath restaurirt
wurden, im reichsten Rococostyle gehalten, geziert. In einer Freske
ist auch eine alte Ansicht Hartbergs einbezogen. Auf dem schönen,
von herrlichen alten Linden beschatteten Wiesenplan um der Kirche
wurde die letzte Regionalausstellung abgehalten.
Der Kirche gegenüber, jenseits der Strasse, die breite
Front nach Westen gekehrt, erhebt sich der imposante Bau
des Landes-Siechenhauses.
Gründung des Landes-Siechenhauses. Im Jahre 1883
fasste der steierm. Landtag den Beschluss, zur dauernden Erinnerung
an die 600jährige Zugehörigkeit des Landes zur Dynastie des
Kaiser-hauses
in der östlichen Steiermark eine Siechenanstalt zu errichten,
aus welchem Anlasse auch die steierm. Sparcasse in munificenter
Weise den Betrag von 50.000 fl. diesem Zwecke widmete. Die Wahl
des Ortes fiel durch die eifrigen Bemühungen ihres verdienstvollen
Bürgermeisters, Herrn Josef Ressavar, auf die Stadt Hartberg.
Der Bau der Anstalt, welche nunmehr die fünfte und
grösste im Lande i,st, wurde im Frühjahre 1886 begonnen und
im Sommer 1887 vollendet, so dass am 17. October 1887 die Anstalt
feierlich eröffnet werden konnte. Auf einem Grundcomplexe von circa
7 Joch, mit dem Ivostenaufwande von circa 125.000 fl.
her-gestellt,
besteht dieselbe, einen Belagraum für 150 Pfleglinge
umfassend, aus einem Haupt- und drei Nebengebäuden, durch schöne
Gartenanlagen von einander getrennt, und wird dieselbe von einer
eigenen, 1200 M. langen Wasserleitung, welche unter einem Drucke
von 4'5 Atmosphären steht, mit gutem Trink- und Nutzwasser
ver-sehen.
Die Anstalt ist canalisirt und werden die Abfubrcanäle durch
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918