Seite - 282 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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gelangen wir bald zu dem geräumigen und regelmässigen, aber
theilweise etwas abschüssigen Hauptplatze, an welchem das
vollkommen schmucklose Rathhaus liegt. In der Mitte des
Platzes erhebt sich eine hübsche Frauensäule von 1675 mit
poiychromirten Wappen und den Namen: Rudolf Graf v. Falm-
berg, Maria v. Paar, geb. v. Paar und Maria Anna Gräfin v.
Falmberg, geb. Paar.
Nahe dem Rathhause erhebt sich das hübsche stockhohe
Gebäude des Feuerwehr-Depots, dessen reiche Bestände
abermals Zeugniss von den mustergiltigen communalen Ein-
richtungen dieses verhältnissmässig kleinen Städtchens geben.
Das Inventar der Feuerwehr, über 8000 fl. im Werthe, um-
fasst derzeit unter Anderen 1 Wiener Patent-Abprotzspritze,
zweistrahlig, mit Yorderwagen etc., per 1715 fl.; 2 Land-Fahr-
spritzen, einstrahlig, 700 fl.; 1 Abprotzspritze, einstrahlig,
400 fl.; Fahrspritze und Kernreiter, zweistrahlig, 1200 fl.
700 M. Schläuche, 1260 fl.; Hydrofor, 500 fl.; Mannschafts-
wagen, 500 fl.; Feuertelegraph 350 fl. etc. etc.
In der Nähe des Hauptplatzes finden wir auch die
Presslgasse und den Welsplatz, welche so bei der 1884
durchgeführten Gassenbenennung zu Ehren dieser beiden Mär-
tyrer Paar'scher Willkür benannt wurden. Bei diesem Anlasse
wurde auch die Strassenbezeiebnung mittelst schöner Zink-
gusstafeln durchgeführt.
Südlich des Platzes, aber von ihm leider durch eine
Häuserfront getrennt, erhebt sich die Stadtpfarrkirche, deren
Kirchplatz von schönen cementirten Trottoirswegen durch-
zogen ist.
Ursprünglich ein romanischer Bau, später gothisch eingewölbt,
wurde die Kirche Mitte des vorigen Jahrhunderts (1756) mit
Durch-brechung
der Mauer des Hauptschiffes, durch den Bau von zwei
Seitenschiffen erweitert und im Zopfstyl umgebaut, so dass sich die
Kirche heute im Innern als eine dreischiffige Hallenkirche präsentirt.
Bei einem früheren Umbaue wurde die Kirche auch gegen Westen
derart erweitert, dass der bis dahin freistehende Uhr- und
Stadt-Thurm,
ein mächtiger Quaderbau, an der Westfronte der Kirche
als Kirchthurm zu stehen kam, wie es auch heute jedem Besucher
der Kirche sogleich auffällt, dass der Kirchthurm mit der Kirche
in keinem organischen Zusammenhange steht. Dieser Thurm bildete
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918