Seite - 314 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
Bild der Seite - 314 -
Text der Seite - 314 -
- 314 —
handlungen des Stadtmagistrates mit dem Provinzial des
Augustiner-Eremiten-Ordens
Niklas de Laun ord. Eremit. S. Aug. in Wien zur
Errichtung eines Augustiner-Klosters in Fürstenfeld, für welches die
Stadt einen schönen Bauplatz abtrat. Herzog Rudolf IV , der Stifter,
übernahm die Stiftung dieses Klosters, welches ursprünglich für
12 Zellen bestimmt war. Der Bau des Klosters verzögerte sich jedoch
in Folge Einsprache des Johanniter-Ordens, so dass erst 1366
10 Augustiner-Eremiten das Kloster beziehen konnten. Die feierliche
Einweihung der Augustinerkirche erfolgte jedoch erst 1368 durch
Ortolf Erzbischof von Aponien. Das Augustinerkloster erhielt bald
sehr bedeutende Schenkungen. Am 2. Februar 1469 wurde Fürstenfeld
nebst vielen anderen festen Plätzen Steiermarks von den Truppen
Andreas Baumkirchers, der sich in Folge verweigerter Zahlung grosser
Soldrückstände gegen Kaiser Friedrich IV. empört hatte, besetzt,
und erlitten am 21. Juli d. J. die kaiserlichen, zur Wiedereroberung
der Stadt ausgesandten Truppen unter den Mauern Fürstenfelds
eine empfindliche Niederlage. Das traurige Ende Baumkirchers am
23. April 1471 zwischen den beiden Grazer Murthoren ist ebenso
allgemein bekannt, wie dessen heldenhafte Verteidigung der Brücke
zu Wiener-Neustadt (am 28. August 1452), wodurch Kaiser Friedrich
vor der Gefangenschaft durch die Ungarn bewahrt wurde. Diese erste
Besetzung der Stadt durch die Soldtruppen des aufständischen Adels
war jedoch nur das Vorspiel zu weit blutigeren Ereignissen. Am
2. Jänner 14SO erklärte König Mathias von Ungarn dem Kaiser
Friedrich IV. den Krieg, und bald standen die theilweise unter der
Führung des Sohnes Baumkirchers, Wilhelm, stehenden feindlichen
Schaaren vor der Stadt, die am 12. Mai d. J. nach tapferer
Ver-teidigung
erstürmt und niedergebrannt wurde, während die Bürger
gefangen nach Ofen geführt wurden. Namentlich litt auch damals
das Augustinerkloster viel durch die Plünderung der ungarischen
zuchtlosen Soldaten, die bis 1491 die Stadt besetzt hielten. Am
27. November 1509 gewährte Kaiser Max I. der Stadt zwei
Jahr-märkte
mehr, zu Floriani und Sebastiani. Im Jahre 1503 brannte
das Augustinerkloster und 1504 die ganze Stadt nieder. Im Jahre 1509
gab es wieder grosse Brände in der Stadt und wurde hierauf die
Augustinerkirche in ihrer heutigen Gestalt neu erbaut. Diese
Ver-heerungen
durch Feuer und Schwert verödeten die Stadt vollends.
Im Jahre 1527 und 1530 bewilligte der steirische Landtag wegen
drohender Invasion der türkischen Heere und Einfälle derBatthyanischen
Soldtruppen die Befestigung Fürstenfelds, doch hatte die Stadt von
den Türkeneinfällen von 1529 und 1532 wenig zu leiden. Im Jahre 1539
brannte ein grosser Theil der Stadt nieder. Im Jahre 1586 verheerte
die Pest die Stadt und 1588 gab es wieder grosse Brände. Die 1517
von Wittenberg ausgehende Reformationsbewegung ergriff
bekanntlich auch Steiermark mit elementarer Gewalt, und um das
Jahr 1549 war auch der grösste Theil der Bevölkerung der Stadt
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918