Seite - 320 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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Am 12. Juli 1869 wurde der Bau der Laudesbürgerschule begonnen
und die freiwillige Feuerwehr errichtet. Am 7. Juli 1878 wurde der
Stadtverschönerungsverein vom Obmanne Dr. Carl Bayer gegründet.
Fürstenfeld, die stramme, wackere Grenzwacht
deutscher Cultur und Sitte, liegt 20 Minuten von der
ungarischen Grenze auf einer 22 M. hohen, nördlich gegen
das offene Feistritzthal steil abfallenden Terrasse, welche der
die Wasserscheide zwischen der Feistritz und dem Ritschein-
bache bildende 60 M. hohe Hügelzug gegen die Feistritz
entsendet.
Oestlich am Ende dieses Hügelzuges stand das Hoch-
gericht und daher erhielt der ganze Hügelzug den Namen
Gerichtsbergen. Fürstenfeld hat zwei Vorstädte, die Grazer und
Ungar-Vorstadt, wie auch die am rechten Ufer der Feistritz
in der Ebene liegenden Häuser der Mühl und Mitterbreiten,
die sogenannte Lederergasse am linken Ufer der Feistritz, und
zerstreut an den Stadtbergen liegende Häuser, zur Stadt Fürsten-
feld gehören. Die Stadt mit der Grazer Vorstadt bildet ein
geschlossenes längliches Viereck, welches sich auf der früher
erwähnten Terrasse mit den Langseiten nach Nord und Süd
gekehrt erstreckt. Nördlich stürzt die Terrasse steil zur Feistritz
ab, während sie sich südlich an die Gerichtsberge lehnt, von
welchen sie jedoch durch einen die innere Stadt gegen Ost,
Süd und West umziehenden, tiefen künstlichen Graben, der
nun mehrfach überdämmt ist, getrennt wird.
Die sehr regelmässig gebaute Stadt hat drei Plätze,
unter welchen der 92 M. breite und 106 M. lange Haupt-
platz zu den schönsten und regelmässigst angelegten Plätzen
der steirisehen Landstädte zählt. In der Mitte des Platzes
erhebt sich die 1664 von der Bürgerschaft anlässlich der
drohenden Türkengefahr errichtete Mariensäule, und zwar un-
gefähr an der Stelle, wo früher der sogenannte Narrenkotter,
ein auf einer Spindel drehbarer Lattenkäfig stand, in welchem
Verbrecher öffentlich ausgesetzt wurden. Hier erhob sich auch
früher der Schnellgalgen.
Das Haus Nr. 29, welches einst ein protestantisches Bet-
haus gewesen sein soll, war Eigenthum der Grafen von Kollonitsch
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918