Seite - 322 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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und wird urkundlich als Haus „mit Thurm" erwähnt. An der
Südfront des Platzes liegt das Haus „mit Thurm" der Frei-
herren von Wilfersdorff, jetzt Eigenthum der Stadtgemeinde,
welches mit seinen zwei schräg gestellten, weit ausspringenden
massigen Erkerbauten, obwohl die Thürme, die sich früher darüber
erhoben, abgetragen wurden, noch immer ein wehrhaftes Aus-
sehen hat. Es diente 200 Jahre lang als Rathhaus, während
gegenwärtig darin das k. k. Bezirksgericht untergebracht ist.
An der Ostfront des Platzes zeigt sich die hübsche Wachstube
der im 16. Jahrhundert erbauten Platzkaserne, die jetzt der
Feuerwehr als Spritzenhaus und Bereitschaftslocal dient.
Ausser den erwähnten zwei Thürmen war auch die
sogenannte alte Fabrikskaserne, früher Pfeilberg (Pfeilburg)
genannt, der adelige Ansitz der Ritter, später Freiherren von
Ruepp, während das eigentliche Schloss der landesfürstlichen
Herrschaft Fürstenfeld am Stein theils durch Pfleger verwaltet,
theils als Leben an adelige Geschlechter vergeben wurde. Ein
fünfter adeliger Ansitz war das Schloss Falben egg der Grafen
von Falbenhaupt, welches bis zum Jahre 1664, wo es demolirt
werden musste, an Stelle des Hauses Nr. 48 in der Grazer
Vorstadt stand. Ein sechstes Schloss soll im Klinsergraben
gestanden sein, doch finden sich keine Spuren mehr davon
vor, nur die Sage erinnert noch an ein hier bestandenes Schloss,
welches jedoch aus Uebermuth seiner Bewohner mit all den
reichen Schätzen versunken sei, nur am Palmsonntage öffnet
sich die Erde und man kann dann zu den Schätzen gelangen,
wenn man den Eingang findet.
Zwei kurze Gassen trennen den Hauptplatz von dem
kleinen Augustiner-Platz, welcher südlich von der alten
Augustiner-Kirche begrenzt wird. Die Kirche (nur am 28. August
und an den Bitttagen geöffnet) wurde zuerst 1368 eingeweiht,
später aber 1504 im späthgothischen Style neu gebaut und
nach ihrer Verwüstung 1683, 1684—1685 in ihrer heutigen
barocken Gestalt umgebaut. Sehenswürdig die reich eingelegten
Chor- und Kirchenstühle und die schöne Kanzel.
Von diesem Platze, wo auch das Post- und Telegraphen-
amt liegt, schreiten wir durch das 1776 neu erbaute, 1859
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918