Seite - 337 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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Güter, laut dessen Testament, den neun Grafen Batthyany der
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zu, welche sich im Jahre 1841 durch Verlosung darin tlieilten,
wobei dem Grafen Ludwig Batthyany Burgau zufiel. Ludwig Graf
Batthyany, 1849 ungarischer Ministerpräsident, wurde am 6. October
1849 auf Befehl Haynau's erschossen. Hierauf wurden seine
sämmt-lichen
Güter vom Fiscus eingezogen und erst anlässlich der grossen
Amnestie im Jahre 1S67 den Erben zurückgegeben. Diese verkauften
nun stückweise die ganze Herrschaft Burgau, theils nach Neudau,
theils der Marktgemeinde, theils nach Fürstenfeld, so dass heute
eine Herrschaft Burgau, die im Jahre 1S20 1498 Joch 816
Quadrat-klafter
umfasste, nicht mehr besteht, Der Markt besteht aus zwei
Tlieilen, dem unteren Markt und dem Kircheck. Im unteren Markte
steht am Platze eine schöne, jüngst renovirte Marienstatue auf einer
hohen Steinsäule, die durch ein prächtiges barockes Capitäl gekrönt
wird. Die auf der Säule angebrachte Jahreszahl 1778 erinnert an
das furchtbare Sturm- und Hagelwetter im Juli dieses Jahres, welches
: nicht nur alle Feldfrüchte total vernichtete, sondern auch fast alle
Gebäude mehr oder weniger beschädigte. Bei diesem Anlasse wurde
auch die Mariensäule umgeworfen und zertrümmert. Anlässlich dieses
beispiellosen Unwetters wurde eine Stiftung gemacht, nach welcher
an jedem zweiten Sonntage im Juli eine solenne Procession, die
soge-nannte
Donatiprocession, abgehalten wird.
Das Kircheck wird durch die auf der Anhöhe erbaute Kirche
gekrönt. Die Kirche mit gothischem, nach Osten gerichtetem
Pres-byterium,
hat an der Südseite einen Thurm angebaut, ober dessen
Pforte das Trautmannsdorfsche Wappen und die Jahreszahl 1679
zu sehen ist. Im Innern ist das prächtige Grabmal Erhard's von
Pollheim, Feldhauptmann Max' I. von 1494, welcher die Kirche erbaut
haben soll, sehr bemerkenswert. Von der Kirche ein schöner Blick
über das Lafnitzthal bis zum Wechsel.
Wenige Minuten von der ungarischen Grenze gelegen, war
Burgau den Einfällen der meist verbündeten Ungarn und Türken
stets in erster Linie ausgesetzt. Im Jahre 1529 spielten nicht nur
die Türken, sondern auch die zum Schutze der Grenze aufgestellten
Hussaren und „Spanioler" der Herrschaft Burgau übel mit. Das noch
erhaltene, von dem jungen Pollheim verfasste, von Dr. Krones
Ritter v. Marchfeld publicirte Schadenverzeichniss weist speciell 99
die Herrschaft Burgau treffende Fälle nach. Diese vertheilen sich auf
den Markt Burgau und die drei Ortschaften Leitersdorf, „Plumaw"
(Blumau) und „Stainpach", und wurden im Ganzen 76 Menschen in
türkische Gefangenschaft geschleppt, 7 Personen erschlagen etc.
Unter den 26 den Markt Burgau treffenden, am 18. October
entstandenen Schadenfällen sind bemerkenswert: Der Limpeckin
erschlugen sie ihren Mann, der Pognerin ihren Sohn. Dem Peter
Macher wird ain knabl bei 9 jaren wegkhgefüert. Michel Kutting
verlor ein Diernl, Jorg Tangkl sein Weib, einen Buben und eine
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Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918