Seite - 358 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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überragt wird, aus. Von dem am linken Ufer der Raab ge-
legenen, htibscb gebauten Bahnhofe führt über die Kronprinz
Rudolf-Brücke die schöne, breite, mit Kastanien bepflanzte
Franz Josef-Strasse, beiderseitig von Fnsswegen flankirt, in
10 Minuten mitten durch die Stadt, gerade auf das Rathhaus,
auf den regelmässigen, nahezu dreieckigen Hauptplatz der
Stadt zu. An der nordwestlichen Grenze der Stadt, bei der Ein-
fahrt zur Rechten, erblickt man die von dem, trotz seiner
mehrfachen Zerstörung noch immer am vollkommensten erhal-
tenen Tabor Steiermarks umgebene Pfarrkirche, welcher ein
Hügel vorgelagert ist.
Der Tabor bildet ein regelmässiges Viereck, an dessen
Nord-seite
die Kirche gelehnt ist. Nach aussen zeigt der Tabor ringsum
nur eine hohe Mauerwand, mit unregelmässigen schmalen
Schuss-scharten
versehen, im Innern gliedert sich derselbe jedoch in vielen
aneinanderstossenden hohen schmalen Häusern, die unten
Keller-gewölbe,
sodann von Pultdächern überragt, Corridore und zahlreiche
kleine Kammern, bestimmt zur Beherbergung vieler Familien,
ent-halten.
Auf zwei gothischen Inschriftsteinen kommt die Jahreszahl
1474 vor.*) An der Aussenseite des Tabors sind mehrere steinerne
Kugeln eingemauert. Die düstere und für die Seelenzahl der Pfarre
viel zu kleine Kirche hat nachstehende Baugeschichte. Aeltester Theil
der Kirche, das romanische Schiff, wahrscheinlich im 12. Jahrhundert
erbaut, ohne Stylmerkzeichen. Beginn des 15. Jahrhunderts wurde die
Kirche östlich durch Anbau des Presbyteriums, und südlich durch
Anbau eines Seitenschiffes vergrössert, letzteres erfolgte durch
Auf-brechen
der Hauptmauer des Schiffes in drei Bogen. In diese Zeit,
fällt auch die Westempore und der schmale Gang an der Nordwand,
der wahrscheinlich in den alten Pfarrhof oder in die Taboranlage
führte. Auch der Unterbau des Thurmes fällt in diese Periode. —
Für den Cultus des Protestantismus wurde am Westende des
süd-li.
hen Seitenschiffes und zum Theil auch von dem Hauptschiffe selbst
eine spätest-gothische Kapelle mit 2 Jochen Sterngewölbe ohne
Rippen vorgebaut. Im Beginne der Zopfzeit, und zwar wahrscheinlich
1688 wurde sodann noch an der Nordseite des Presbyteriums ein
Seitenraum und an der Südseite die Sakristei angebaut, zugleich das
gothische Gewölbe des Presbyteriums, wahrscheinlich weil es zu
nieder war, herabgeworfen und durch ein modernes Flachgewölbe
ersetzt. Lichte Länge der ganzen Kirche 32 M., und lichte Breite
des Schiffes sammt Seitenschiff 15 M. •— An der Südseite der Kirche
ist aussen das schöne Epithaphium aus weissem Marmor, Wolfgang
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918