Seite - 360 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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zirksgerichtes mit Zellengefängniss. Etwas westlich dieses
schönen Gebäudecomplexes liegt der in 15 Minuten erreich-
bare Calvarienberg mit schöner Aussicht nach Xorden.
Geschichtliches. Die Pfarrkirche St. Leonhard erscheint
schon 1110, die Pfarre wurde jedoch erst 1387 gegründet und steht
seit jeher unter dem Decanate Riegersburg. Der jeweilige Pfarrer
zu Feldbach hat das Wahlrecht in der Curie des Grossgrundbesitzes.
Feldbach kommt im Rationarium Styriae als Vellenpacli, auch als
Yelimpach, Veldbach etc. vor. Im Jahre 1265 hatte der Ort 12
De-nare
Stadtrecht zu bezahlen, worauf die irrige Annahme basirt,
dass Feldbach damals schon eine Stadt im heutigen Sinne gewesen
sei; siehe über den damaligen Begriff „Civitas" Seite 65. —
Am 29. Mai 1310 dto. Grätz gab Herzog Friedrich den Bürgern
der Stadt Feldbach alle Rechte und Freiheiten, wie anderen Städten
des Landes, das Niederlagsrecht ausgenommen. Herzog Rudolf IV.
befreite am 26. Februar 1362 die Bewohner von Feldbach, welche
an die Wallsee verpfändet waren und sich selbst ausgelöst hatten,
auf fünf Jahre von allen Steuern und Gerichtskosten, und erlaubte
ihnen, ddo. 2. April 1362 Wien, den Markt Feldbach mit einer
Mauer zu umgeben, und ertheilte ihnen weiters das Blutgericht mit
Stock und Galgen und freien Verkehr mit der Kaufmannschaft des
ganzen Landes. Diese wichtigen Privilegien wurden von den folgenden
Landesfürsten stets bestätigt. Am Sonntag nach St. Andrae 1441
ertheilte Kaiser Friedrich dem Markte Feldbach auf ein Jahr
Steuerfreiheit als Ersatz für die Beschädigungen im Kriege gegen
Christoph Wolfsauer und Genossen, und bestätigte den Bürgern am
Samstag vor St. Nicolai alle ihre alten Rechte und Freiheiten. Am
2. Februar 1469 überfiel und besetzte Andreas Baumkircher und
Genossen nebst Hartberg und Fürstenfeld auch Feldbach; die
viel-fach
verbreitete Annahme, Feldbach hätte aus diesem Anlasse seine
Stadtrechte verloren, entbehrt jedoch historischer Grundlage. Im
Jahre 1510 brannte Feldbach nahezu gänzlich nieder. Der
Refor-mations-Bewegung
schlössen sich die Bürger Feldbach's eifrigst an
und wurde der von den delegirten Doctoren Jöchlinger und Fischer
1589 eingesetzte katholische Richter, wie auch der katholische Pfarrer
wiederholt misshandelt, verwundet und am Leben bedroht, bis die am
3. Juni 1600 eingelangte Gegenreformations-Commission, wie überall
den Protestantismus gewaltsam unterdrückte. Neun Bürger blieben
der neuen Lehre treu und wanderten aus der Heimat.
Circa 72 Jahre später begann beim Landgerichte zu
Feld-bach
eine lauge Reihe von Hexenprocessen, die zahlreiche Opfer
forderten und ganze Familien am Scheiterhaufen brachten. Von grossem
psychologischen Interesse ist, dass aus den unter grausamster
An-wendung
der Tortur den Verführten entpressten Geständnissen
her-vorgeht,
sie wären in voller Ueberzeugung gewesen, übernatürliche
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918