Seite - 389 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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AVenige Schritte zur Rechten führen uns zum Pfarrhofe, von welchem
wir auf der Strasse in einigen Minuten wieder den Markt erreichen.
Geschichte der Riegersburg. So gewaltig die Burgveste
ist, so dürftig sind die Nachrichten ihrer Geschicke, die die Geschichte
uns überliefert hat. Schon die Römer sollen der Sage nach den
Burg-felsen
befestigt haben, der Römerstein, auf welchen sich diese
Ver-muthung
stützt, ist jedoch verloren gegangen. Erst im 12.
Jahr-hundert
wird zum erstenmal ein Otto v. Riegkhersluirg als Besitzer
des Schlosses, und 1143 Hartneid urkundlich erwähnt. Im Jahre 1238
verteidigte sich hier längere Zeit Agnes von Meran, Gemahlin Friedrichs
des Streitbaren, nachdem Kaiser Friedrich den Herzog in die
Reichs-acht
erklärt hatte. Hierauf kam das Schloss in den Besitz des
Landesftirsten, der es theils durch Burggrafen verwalten liess, theils
als Lehen vergab, und erscheint 1393 ein Steinpeiss als Burggraf;
später aber finden sich die "Walsee als Lehenbesitzer bis 1478, wo
Reinprecht von Reichenburg Riegersburg eigentümlich erwarb. Diese
Familie blieb nun über ein Jahrhundert im Besitze der Burg bis
zu ihrem Aussterben, worauf die Riegersburg durch Vermählung der
letzten Reichenburg, Margaretha, mit Ruprecht Welser, an die
reich-begüterte
Familie Welser, und von dieser wieder durch Erbschaft
1571 an Erasmus Ritter v. Stadl überging. Der neue Besitzer baute
viel an dem Schlosse und gründete das Marktspital. Auch sein
Nach-folger
Hanns Freiherr v. Stadl führte auf der gewaltigen Burgveste
viele Neubauten auf, darunter auch den Rittersaal. In seinem
Testa-mente
wird nun auch eines unteren Schlosses erwähnt, im Gegensatze
zu dem oberen Schlosse. Allein noch vor seinem Tode verkaufte
Hanns Freiherr v. Stadl am 30. Juli 1618 die Herrschaft Riegersburg
an Georg Christoph v. Ursenbeck (Urschenpekh) um 115.000 fl. rhein.
Nach dem Tode Ursenbeck's erhob sich ein verwickelter Erbstreit,
der damit endete, dass im Vergleichswege Freiherr Seifried von
Wechsler um die Summe von 105.000 fl. rhein. die Herrschaft erwarb.
Nach dem Tode Seifried's 1638 gelangte die Herrschaft Riegersburg
in den Besitz seines Onkels Sigmund Freiherrn v. Wechsler, dem
letzten männlichen Sprossen der AVeehsler. Dieser starb 1648 und
nun fiel die Riegersburg an seine Nichte, der Schwester Seifried's,
Katharina Elisabeth, seit Frühjahr 1630 vermählt mit Hans
Wilhelm Freiherrn v Galler, k. k. Hofkriegspräsidenten und
Festungs-commandanten
in Ivopreinitz, und mit dieser Burgeigenthiimerin tritt
die interessanteste und wichtigste Gestalt unter der langen Reihe
der Besitzer der Riegersburg auf.
Katharina Elisabeth, allgemein bekannt als die „Gallerin",
im Volksmunde die schlimme Liesl genannt, wurde wahrscheinlich
um das Jahr 1607 als die Tochter des Obristen Freiherrn Hanns
Wechsler, seit 1606 vermählt mit Katharina Haslinger, geboren, und
zeigte schon in ihrer Jugend einen starken männlichen Geist und
grosse Yorliebe für die Geschichte der Vorzeit, der Heldentaten
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918