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der Burg mit einer landesfürstlichen Besatzung nicht verhindern
konnte, wohl aber der Uebertragung des Commando's an einem ihr
unbequemen Officier begegnete. Kapell fiel jedoch in der Schlacht
bei St. Gotthardt im Jahre 1664 und Frau Katharina Elisabeth war
nun abermals „Wittib". In dieser Zeit erreichte sie von den Ständen,
dass sie wenigstens die Verpflegung der Besatzung bestritten. Schon
nach 10 Monaten war jedoch die nun schon 58jährige Wittib
aber-mals
vermählt und zwar mit Hanns Rudolf Freiherrn v. Stadl. Diese
Ehe war aber eine unglückliche, und musste die stolze „Gallerin"
zuletzt die rohesten Misshandlungen von Seite ihres um mehr wie
30 Jahre jüngeren Gemahls erdulden. Diese Umstände führten zur
Scheidung, worauf die Gallerin ihre ganze Liebe ihrer einzigen,
aus ihrer ersten Ehe hervorgegangenen Tochter Regina (Frl. Regerl),
die an Johann Ernst Freiherrn v. Purgstall vermählt war, zuwandte
und auch mit Testament vom 31. Mai. 1669 die Herrschaft
Riegers-burg
dieser ihrer Tochter und ihren Leibeserben vermachte. So
kamen nach dem am 12. Februar 1672 erfolgten Tode der Freiin
Katharina Elisabeth ihre Besitzungen an die Purgstall, und zwar
zunächst an dem Erbauer der ausgedehnten Befestigungen und
Vor-werke
Johann Ernst, seit 9. December 1670 Graf v. Purgstall. Nun
blieb die Riegersburg in dem Besitze der Purgstall bis zum Erlöschen
dieses Geschlechtes mit Wenzel Raphael v. Purgstall am 7. Jänner
1817. Die Erben verkauften hierauf in öffentlicher Versteigerung
die Herrschaft Riegersburg sammt dem Schlosse am 28. October
1822 um 150.000 fl. an Fürst Johann v Liechtenstein, der dieselbe
wieder zum Secundogenitur-Fideicommisse bestimmte und im Jahre
1836 seinem Sohne Franz Fürst von Liechtenstein hinterliess, von
welchem es in direct absteigender Linie an den derzeitigen
Fidei-commiss-Besitzer
Alfred Fürst Liechtenstein überging. Mit dem Besitz^
antritte Alfred Fürst Liechtenstein^, der erst vor wenigen Jahren
erfolgte, dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach die herrliche
Burg-veste,
die Perle der steirischen Schlösser, die einst zu Gunsten
Hollenegg's so grausam beraubt wurde, zu neuem Leben, zu neuer
Bliithe erwachen; schon macht sich überall ein regeres Tempo in
der Wiederherstellung der einst so prunkvollen Innenräume bemerkbar
und alle Kunst- und Vaterlandsfreunde könnten es gewiss nur
dank-barst
begrüssen, wenn der neue Fideicommiss-Besitzer sich
unent-wegt
die Wiederherstellung der stolzesten Burgveste des Landes,
und damit die Vollbringung einer wahrhaft patriotischen und echt
fürstlichen That zum Ziel setzen würde.
Umgebung. Die Umgebung Riegersburgs, welches sich
auch als Sommerfrische sehr gut eignet, ist reich an schönen
Nadelholz- wie Buchenwäldern, und erschliessen sich daher
viele schattige Spaziergänge durch den Hauswald, den Ilaupt-
pfarrwald und durch die Santen nach Hofberg, nach Breiten-
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918