Seite - 408 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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man diese Ringstrasse in östlicher Richtung, so gelangt man an
eine Reihe am Saume des Wierberges gelagerter Tillen vor-
bei, in den eigentlichen Curpark, in welchem sich nicht nur
die Heilquellen und alle eigentlichen Curgebäude, sondern
auch die vielen Monumente zur Erinnerung der um den Cur-
ort besonders verdienten Männer sich concentriren.
Am äussersten nördlichen Ende des Curparkes liegt der
Constantinbrunnen, aus dessen 9 M. tiefem Schachte aus einer
Trachytspalte der moussirende kräftige Heilquell hervor-
sprudelt, ein Wasserquantum von über 1000 Hektoliter in
24 Stunden liefernd. Eine Druckpumpe treibt das Wasser
theils in eine hohle Säule, von welcher es aus drei Röhren
in die Gläser der Curgäste fiiesst, theils in die Füllapparate
und Badereservoirs. Brunnennixen credenzen den Heiltrank.
Neben der Constantinquelle fiiesst in einem vertieften Räume,
zu welchem man auf einigen Stufen hinabsteigt, die schwächere
Emmaquelle aus einem Rohre, das vom Füllhause, wo die
Quelle entspringt, herübergeleitet ist. Zwischen beiden Quellen
steht der Molkenpavillon des Appenzeller Molkensieders. Daran
reiht sich weiters die schöne lange Wandelbahn, das Füll-
haus, der mit eleganten Kaufläden ausgestattete Bazar, das
grosse (Warm-) Badehaus und das Kaltbad. Diese Reihe von
hübschen Neubauten liegen reizend eingebettet zwischen zwei
dicht bewaldeten Hügelzügen, einen grünen Wiesenplan um-
schliessend, so dass der Gebrauch der Heilquellen innigst mit
dem Genüsse einer entzückend lieblichen Natur verbunden ist.
Hat aber schon die Natur dieses anmuthige Brunnentbai reich-
lichst bedacht, so erhielt es auch in jüngster Zeit durch ein
herrliches Denkmal einen künstlerischen Schmuck der nicht
nur dem Curorte, sondern dem ganzen Lande zur Zierde ge-
reicht. Es ist die lebensgrosse Statue des edlen Schöpfers des
Curortes, Grafen Mathias Constantin Wickenburg, die,
am 22. Mai 1887 feierlichst enthüllt, in carrarischem blendend
weissem Marmor, aus ihrem Rahmen von dunklem Waldesgrün
gar wunderbar dem Beschauer entgegenleuchtet. Wer den
Festtag, der die geistige Elite der Steiermark in Gleichenberg
versammelte, miterlebt hat, wird die Ueberzeugung gewonnen
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
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- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918