Seite - 420 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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schwundene Zeiten erinnert werden. Weiters ist das alte
Rathhaus, bis zu seinem Umbau im Jahre 1744 ein fester
Thurm, von Interesse, da es mehrere historische Erinnerungen
birgt, so den alten Zinnhumpen der Rathsbürger von 1587,
die vom Rathsbürger Tatzel bei den Kuruzzeneinfällen erbeutete
Fahne, einen alten Teppich von prächtiger, milder Farben-
stimmung, die Anfänge eines vom Bürgermeister R. Haas
unter Widmung seiner Münzensammlung ins Leben gerufenen
Localmuseums etc.
Die stattliche, von Nadelholzanlagen umgebene Kirche,
ursprünglich gothisch, später im 17. Jahrhundert durch barocke
Zubauten erweitert, in jüngster Zeit nach den Plänen des
Architekten Robert Mikovics in Graz wieder sehr glücklich
gothisch restaurirt (neuer Hoch- und zwei Seitenaltäre), gehört
zu den schönsten Kirchen der Umgebung im weiten Umkreise,
und birgt nebst dem schönen, 1689 von dem Maler Mathias
Echter aus Weiz gemalten Hochaltarblatte, interessante alte
Grabsteine. Vor der Kirche eine hübsche, 1678 errichtete
Frauensäule.
Gnas besitzt auch ein von dem Grafen von Trautmannsdorf
gestiftetes Spital für sechs Arme.
Die Pfarre ist sehr alt, wenn sie sich auch erst seit 1417
urkundlich nachweisen lässt. Die Marktprivilegien, beziehungsweise
ihre Erneuerung, datiren vom Samstag nach Maria-Himmelfahrt 1516,
8. April 1643 und 20. April 1785. Am 19. Jänner 1552 ertheilte
König Ferdinand dem Markte Gnas ein Wappen mit einem nach
rechts springenden, gekrönten blauen Wolfe mit ausgeschlagener
Zunge. Gnas brannte 1500, 1796 und 1826 gänzlich nieder und
wurde 1770 und 1805 durch furchtbare Wolkenbrüche verheert.
Im Jahre 1532 brandschatzten die italienischen und spanischen
Hilfstruppen Gnas und Umgebung, und 1683 und 1704 verheerten
die Kuruzzen den Ort. Am 27. Juni 1809 lagerte
Feldmarschall-Lieutenant
Ignaz Graf Gilllay mit 40.000 Mann fünf Tage in und
um Gnas.
Gnas war die Wiege eines gleichnamigen Adelsgeschlechtes,
von welchem ein Ulrich von Gnas 1348 —1371 lebte und welches
bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhundertes verfolgt werden kann.
Auch die Ritter von Grabersdorf, deren nun verschwundene
Stamm-burg
in dem nahen Dorfe Grabersdorf stand (im 14. und 15.
Jahr-hundert
vorkommend), hatten in Gnas, wie erwähnt, einen befestigten
Ansitz.
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Titel
- Die nordöstliche Steiermark
- Untertitel
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Autor
- Ferdinand Krauss
- Verlag
- -
- Ort
- Graz
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.93 x 17.9 cm
- Seiten
- 498
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918