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10 Einleitung
vom Geburtstagslied für Kaiser Franz II. (I.) und einem patriotischen Volkslied zur
nationalen Kaiserhymne erfuhr.
Dieser Aspekt führt mehr oder weniger nahtlos zur Ausrichtung der Sektion II, die
dem komplexen Dreiecksverhältnis zwischen Herrscher, Staat und Nation gewidmet
ist. Mit der ‚Erfindung der Nation‘ am Ende des 18. Jahrhunderts fand keineswegs
ein abrupter Bruch in den Mechanismen der Repräsentation statt, sondern vielmehr
eine facettenreiche Verwandlung und Adaption bereits gebräuchlicher, allegorischer
und metaphorischer Argumentationen. Zudem spielt gerade für das habsburgische
19. Jahrhundert die bereits häufig thematisierte Frage eine vitale Rolle, ob sich die
unterschiedlichen Vorstellungen vom habsburgischen Staat adäquat rein mittels ei-
nes Stils oder verschiedener Stile kommunizieren ließen. Die Beiträge dieser Sektion
thematisieren demgemäß vor allem dynastische, staatliche und nationale Repräsenta-
tionen als Abbild obrigkeitlicher Macht bzw. als Vorstellung von den Aufgaben dieser
Macht, wie sie sowohl ‚von oben‘ als der ausübenden Seite als auch ‚von unten‘, also
von der Seite der durch untergeordnete Verwaltungseinheiten vertretenen Unterta-
nen, gesehen werden konnten. Es ist dabei charakteristisch, dass im ausgehenden
19. Jahrhundert in drei Regionen der Habsburgermonarchie – obwohl geographisch
eng beieinander liegend – keine wirklich einheitliche Sichtweise festzustellen ist.
Darstellungen von ‚Macht‘ erwiesen sich dabei als durchgehend abhängig von der
konkret beabsichtigten Botschaft und den individuellen Interessen der jeweiligen
Auftraggeber, wobei ein Generalnenner kaum auszumachen ist. Die jeweiligen player
der Repräsentation wie die lokalen Kommunen, das gesamtstaatliche Kriegsministe-
rium und landesstaatliche Verwaltungen verfolgten dabei durchaus heterogene Ziel-
setzungen. Vor allem in der Analyse der Nutzarchitektur ab dem späten 18. Jahr-
hundert greift eine ausschließliche motivische und bautypologische Orientierung an
der Metropole Wien zu kurz. Die Anwendung von Stilmodi lässt sich vielmehr in
die verschiedensten – regionalen, nationalen und internationalen – Richtungen in-
terpretieren, was zur grundsätzlichen methodischen Vorsicht mahnen lässt, mit der
jeweiligen Stilwahl verbindliche Aussagen zu verbinden.
Ganz anders strukturiert sind Organisationsformen von Repräsentation in Ge-
stalt von Netzwerken, die Gegenstand der Sektion III vorliegender Publikation sind.
Fragen, die sich angesichts der Beziehung von Personen, Artefakten, Formen und
Zeichen an Höfen stellen, betreffen zuvorderst die Wirkungsweise von Repräsen-
tation in Netzwerken. Dabei kann eine höfische Sammlung wie etwa jene Freiherr
von Valvasors nicht nur den ikonografischen Reichtum gesammelter Repräsentation
illustrieren, sondern ebenso die Reaktion von Rezipienten auf den Facettenreichtum
dieser kaiserlichen Ikonografie – in diesem Fall aus dem Blickwinkel eines Adeligen
aus der Provinz. Gerade Ego-Dokumente sind ideal zur Überprüfung der Frage geeig-
Die Repräsentation der Habsburg-Lothringischen Dynastie in Musik, visuellen Medien und Architektur
1618–1918
Representing the Habsburg-Lorraine Dynasty in Music, Visual Media and Architecture
- Titel
- Die Repräsentation der Habsburg-Lothringischen Dynastie in Musik, visuellen Medien und Architektur
- Untertitel
- 1618–1918
- Herausgeber
- Werner Telesko
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20507-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 448
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918