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16 Sektion I: Themen und Medien der Repräsentation
dessen unmittelbarem Umkreis. Im Fall der von Polleroß behandelten Fragestellung
stehen ausgewählte Medien (Druckgrafik, Medaillen) der habsburgischen Repräsen-
tation, die sich auf ein bestimmtes ‚Set‘ prominenter Baudenkmäler beziehen, im
Vordergrund. Dabei wird aber auch deutlich, dass Bildquellen dieser Art nur vor dem
Hintergrund einer Analyse der entsprechenden Akteure erhellt werden können und
sich auf dieser Basis Repräsentation als dynamische Gemengelage unterschiedlichster
Interessen manifestiert.
Allison Goudie zielt in ihrem Beitrag mit dem Titel Habsburg Portraiture Face-
to-Face with the French Revolution. Jakob Adam’s Prints of the ‚Kaiserpaar‘, 1794 auf
die Druckgrafik und die Wachskunst – fokussiert allerdings auf die enge Zeitperiode
(1793/1794) von Darstellungen von Kaiser Franz II. (I.) und seiner Frau Maria The-
resa von Neapel-Sizilien. Hier spielen zwei nicht mehr überlieferte, aber durch Quellen
bekannte hyperrealistische Wachsskulpturen von Josef Müller (wahrscheinlich in Zu-
sammenarbeit mit Leonhard Posch) eine essentielle Rolle. Stiche nach diesen Wachs-
porträts wurde von Jakob Adam im Profiltypus angefertigt. Schließlich ist ein Stich
von Pier Leone Bombelli (Rom), der die Profile des Paares als verborgene Silhouette
wiedergibt, nachweisbar, wobei hier die Porträts des Kaiserpaares in die heraldische
Figur eines habsburgischen Doppeladlers eingebettet sind. Es geht Goudie in diesem
Zusammenhang um die Rekonstruktion eines richtigen Netzwerks an Darstellungen
des Herrscherpaares im beschriebenen Zeitraum und auf dieser Basis um die zentrale
Frage, in welcher Hinsicht diese Werke mit ihrer offensichtlichen visuellen und ma-
teriellen Verwandtschaft untereinander an einem Diskurs habsburgischer Legitimität
teilhaben – und dies zu einem Zeitpunkt, als im Gefolge der Französischen Revolu-
tion dynastische Legitimität europaweit in Diskussion geraten war. Die Situation ist
somit eine prinzipiell andere als um 1700, als das Medium der Druckgrafik (noch)
nicht mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert war, zwischen dem Persönlichen und
dem Politischen bzw. dem Intimen und dem Öffentlichen vor dem Hintergrund der
Revolution vermitteln zu müssen. Goudie setzt sich somit für eine Interpretation mo-
narchischer Porträtkunst jenseits einer Verkürzung der Funktion der Medien im Sinne
eindimensionaler Machtinstrumente ein. Sie präsentiert ein ‚Set‘ zusammenhängen-
der Werke im Sinne eines komplexen und vielschichtigen Felds von Repräsentation,
das auch als Zeichen eines Epochenumbruchs gelesen werden kann.
Olivia Gruber Florek verfolgt die Bedeutung des habsburgischen Herrscher-
bilds im Rahmen ihres Beitrags The Absent Empress. Photomontage, Monarchy, and
Celebrity in the Nineteenth Century im Rahmen der Fotografie, die der monarchi-
schen Repräsentation im 19. Jahrhundert einen völlig neuen Stellenwert verschaffte.
Der Artikel skizziert, in welcher Weise die Notwendigkeiten von Monarchie und
celebrity in jenen Porträts der habsburgischen Familie miteinander kollidierten, die
Die Repräsentation der Habsburg-Lothringischen Dynastie in Musik, visuellen Medien und Architektur
1618–1918
Representing the Habsburg-Lorraine Dynasty in Music, Visual Media and Architecture
- Titel
- Die Repräsentation der Habsburg-Lothringischen Dynastie in Musik, visuellen Medien und Architektur
- Untertitel
- 1618–1918
- Herausgeber
- Werner Telesko
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20507-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 448
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918