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Die Repräsentation der Habsburg-Lothringischen Dynastie in Musik, visuellen Medien und Architektur - 1618–1918
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18 Sektion I: Themen und Medien der Repräsentation und popularisiert wurde.4 Haydn selbst wurde – schon mit merkantilen Hinterge- danken, aber auch aus ehrlicher politischer Überzeugung – der Initiator dieser kom- plexen Rezeptionsgeschichte, indem er die Melodie schon im Jahr 1797 als Thema des langsamen Satzes seines später ‚Kaiserquartett‘ genannten Streichquartetts Hob. III:77 verwendete. (Hier wird das Thema weniger variiert als farblich beleuchtet, eine sogenannte Charaktervariation fehlt ganz – vermutlich soll die Melodie mit dem, was sie repräsentiert, auch in Variationen ‚unversehrt‘ zur Geltung kommen.) In der Deutung László Somfais stellt das Kopfmotiv des ersten Satzes (die Töne G E F D C) ein Anagramm von Gott erhalte Franz den Kaiser dar. Der Satz, in dem dieses Motto wie ein cantus firmus verwendet wird, kann als „an unusual instrumental representa- tion of something which might be called a ‘patriotic scene’“ mit ungarischen Topoi verstanden werden.5 – Weniger bekannt sind die mit dem Quartettsatz identischen Klaviervariationen Hob. XVII:13. Die Besetzung reduziert sich damit vom Chor mit Orchester (Ensemble) über ein Quartett bis zum solistischen Tasteninstrument, was die Verbreitung bis hinein in das häusliche Musizieren fast schon biedermeierlich beförderte. Bekanntlich ist der Komponist selbst noch einen Schritt weiter gegan- gen, als er in seinen letzten Lebensjahren die Melodie für sich jeden Tag auf seinem Klavier spielte, gewissermaßen als religiöse Andachtsübung – ein bemerkenswertes Beispiel dafür, wie musikalische Repräsentation im historischen Kontext der Habs- burgermonarchie als soziale Praxis auch funktionieren konnte. In ihrem Aufsatz Selbstdarstellung und höfische Repräsentation. Dramatische Sujets zur Glorifizierung der Habsburgerdynastie konzentriert sich Adriana De Feo auf die Li- brettistik des 17. und 18. Jahrhunderts. Ausgehend von der Figur des Ascanius, der in Alba ein neues Geschlecht begründete, wird Giuseppe Parinis Libretto in Mozarts Ver- tonung (Ascanio in Alba, Mailand 1771) für die Hochzeit des Habsburger Erzherzogs Ferdinand Karl mit Prinzessin Maria Beatrice d’Este behandelt. Eine nähere Untersu- chung des Textes zeigt nicht nur, dass das junge Paar in den Protagonisten der Oper seine Entsprechung findet, sondern auch, dass die bei den Feierlichkeiten abwesende Kaiserin Maria Theresia in der Gestalt der Venus (die das Geschehen lenkt) personifi- ziert wird. Was in diesem Beitrag aus Platzgründen nicht erwähnt wird, sind die zahl- losen weiteren Spektakel, die Bankette, ein Wagenkorso, ein Pferderennen, einen Mas- kenball und eine Cuccagna (Schlaraffenland) mit Tieren umfassten, selbstverständlich alles mit Musik begleitet, sowie die große Oper Ruggiero von Johann Adolf Hasse nach einem Libretto von Metastasio (mit einer Licenza an das Brautpaar). Wie Christine Siegert erläutert, wird im Schlusschor von Mozarts Ascanio „die Herrschaft der Göttin [Venus] über die ganze Welt verherrlicht, was sich durchaus als Vormachtanspruch des Hauses Habsburg verstehen läßt: ‚Alma Dea tutto il Mondo governa; / Che felice la terra sarà‘ (‚Die hehre Göttin regiert die ganze Welt, damit die Erde glücklich sei‘).“6
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Die Repräsentation der Habsburg-Lothringischen Dynastie in Musik, visuellen Medien und Architektur 1618–1918
Representing the Habsburg-Lorraine Dynasty in Music, Visual Media and Architecture
Titel
Die Repräsentation der Habsburg-Lothringischen Dynastie in Musik, visuellen Medien und Architektur
Untertitel
1618–1918
Herausgeber
Werner Telesko
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20507-4
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
448
Kategorien
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