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Michael Yonan
Interdisciplinary Material Culture Studies and the Problem of
Habsburg-Lorraine Representation
Dieser Beitrag nimmt als Ausgangspunkt die Unterscheidung zwischen Bildern und Objekten. Die
disziplinäre Ausrichtung der Kunstgeschichte hat vor allem in ihren englischsprachigen Versionen
die Bedeutungen von Bildern aufgeklärt. Das Aufkommen der visuellen Kultur als eine Kategorie
der historischen Analyse hat diese Betonung nur verstärkt, wobei die Geschichte der Visualität
nun in breiteren Konzeptionen der Methodik der Disziplin priorisiert wird. In den letzten Jahren
ist eine weitverbreitete Korrektur dieser Bevorzugung des Bilds eingetreten, ein Prozess, der als
„Materialwende“ bezeichnet wurde. Die Kunstgeschichte hat darauf reagiert, indem sie die Mate-
rialkomponenten der Kunst neu ins Auge gefasst hat, sei es ihr Medium, ihr Platz in einer breiteren
gesellschaftlich verstandenen materiellen Welt oder die Objekthaftigkeit Objektivität, die allen
vormodernen Produkten menschlicher Schöpfung innewohnt.
Diese Abhandlung argumentiert nicht nur, dass interdisziplinäre Materialkulturstudien eine nütz-
liche Perspektive für das Verständnis besonders der habsburgischen monarchischen Repräsenta-
tion bieten, sondern dass ohne eine materielle Dimension in der Analyse der habsburgischen Hof-
kunst unser Verständnis unvollständig bleibt. Habsburger Macht war sowohl in Bildern als auch
im Material vertreten. Die beste Fallstudie hierfür ist die Habsburgische Kaiserin Maria Theresia.
Obwohl ihre Herrschaft in Porträts thematisiert und in allegorischen Bildern dargestellt wurde,
offenbarte sich ihre Macht auch in nichtrepräsentativen materiellen Einheiten, oft ostasiatischen
Ursprungs, welche die Vermittlung subtiler Botschaften über ihre Autorität außerhalb der offizi-
ellen Repräsentationssysteme ermöglichten, was zu ihrer spezifischen monarchischen Situation
passte. Durch diese Erkenntnis wird die Dimension der monarchischen Repräsentation über die
einfache Geschichte von Bildern hinaus zu einer Geschichte der Materialisierung von Macht er-
weitert.
When strolling around Vienna, one is confronted in almost every alley, on every
square, and on the façade of every building with the material legacy of the city’s re-
markable past. From its role as a northern outpost of the Roman Empire, its growth as
a center of economic influence in the Middle Ages, its subsequent glory as the seat of
the Holy Roman Empire in the early modern period, and right to the bourgeois civic
vision represented through the Ringstraße, there is no better primer for understanding
Vienna than Vienna itself. Among its European peers, perhaps only Rome narrates its
history with such clarity in the urban fabric. And the history that one encounters in
Vienna’s squares and streets is to a great degree a Habsburg one, since the history of
Die Repräsentation der Habsburg-Lothringischen Dynastie in Musik, visuellen Medien und Architektur
1618–1918
Representing the Habsburg-Lorraine Dynasty in Music, Visual Media and Architecture
- Titel
- Die Repräsentation der Habsburg-Lothringischen Dynastie in Musik, visuellen Medien und Architektur
- Untertitel
- 1618–1918
- Herausgeber
- Werner Telesko
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20507-4
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 448
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918