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Verstand des Prokuristen anvertraut werden konnte? Und mehr infolge der
Erregung, in welche Gregor durch diese Überlegungen versetzt wurde, als
infolge eines richtigen Entschlusses, schwang er sich mit aller Macht aus dem
Bett. Es gab einen lauten Schlag, aber ein eigentlicher Krach war es nicht. Ein
wenig wurde der Fall durch den Teppich abgeschwächt, auch war der Rücken
elastischer, als Gregor gedacht hatte, daher kam der nicht gar so auffallende
dumpfe Klang. Nur den Kopf hatte er nicht vorsichtig genug gehalten und ihn
angeschlagen; er drehte ihn und rieb ihn an dem Teppich vor Ärger und
Schmerz.
»Da drin ist etwas gefallen«, sagte der Prokurist im Nebenzimmer links.
Gregor suchte sich vorzustellen, ob nicht auch einmal dem Prokuristen etwas
Ähnliches passieren könnte, wie heute ihm; die Möglichkeit dessen mußte
man doch eigentlich zugeben. Aber wie zur rohen Antwort auf diese Frage
machte jetzt der Prokurist im Nebenzimmer ein paar bestimmte Schritte und
ließ seine Lackstiefel knarren. Aus dem Nebenzimmer rechts flüsterte die
Schwester, um Gregor zu verständigen: »Gregor, der Prokurist ist da.« »Ich
weiß«, sagte Gregor vor sich hin; aber so laut, daß es die Schwester hätte
hören können, wagte er die Stimme nicht zu erheben.
»Gregor«, sagte nun der Vater aus dem Nebenzimmer links, »der Herr
Prokurist ist gekommen und erkundigt sich, warum du nicht mit dem Frühzug
weggefahren bist. Wir wissen nicht, was wir ihm sagen sollen. Übrigens will
er auch mit dir persönlich sprechen. Also bitte mach die Tür auf. Er wird die
Unordnung im Zimmer zu entschuldigen schon die Güte haben.«
»Guten Morgen, Herr Samsa«, rief der Prokurist freundlich dazwischen.
»Ihm ist nicht wohl«, sagte die Mutter zum Prokuristen, während der Vater
noch an der Tür redete, »ihm ist nicht wohl, glauben Sie mir, Herr Prokurist.
Wie würde denn Gregor sonst einen Zug versäumen! Der Junge hat ja nichts
im Kopf als das Geschäft. Ich ärgere mich schon fast, daß er abends niemals
ausgeht; jetzt war er doch acht Tage in der Stadt, aber jeden Abend war er zu
Hause. Da sitzt er bei uns am Tisch und liest still die Zeitung oder studiert
Fahrpläne. Es ist schon eine Zerstreuung für ihn, wenn er sich mit
Laubsägearbeiten beschäftigt. Da hat er zum Beispiel im Laufe von zwei, drei
Abenden einen kleinen Rahmen geschnitzt; Sie werden staunen, wie hübsch
er ist; er hängt drin im Zimmer; Sie werden ihn gleich sehen, bis Gregor
aufmacht. Ich bin übrigens glücklich, daß Sie da sind, Herr Prokurist; wir
allein hätten Gregor nicht dazu gebracht, die Tür zu öffnen; er ist so
hartnäckig; und bestimmt ist ihm nicht wohl, trotzdem er es am Morgen
geleugnet hat.«
»Ich komme gleich«, sagte Gregor langsam und bedächtig und rührte sich
nicht, um kein Wort der Gespräche zu verlieren. »Anders, gnädige Frau, kann
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Buch Die Verwandlung"
Die Verwandlung
- Titel
- Die Verwandlung
- Autor
- Franz Kafka
- Datum
- 1912
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 54
- Schlagwörter
- Erzählung, Schriftsteller, Ungeziefer, Käfer, Insekt
- Kategorien
- Weiteres Belletristik