Seite - 12 - in Die Verwandlung
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nicht die Jahreszeit, um besondere Geschäfte zu machen, das erkennen wir an;
aber eine Jahreszeit, um keine Geschäfte zu machen, gibt es überhaupt nicht,
Herr Samsa, darf es nicht geben.«
»Aber Herr Prokurist«, rief Gregor außer sich und vergaß in der Aufregung
alles andere, »ich mache ja sofort, augenblicklich auf. Ein leichtes
Unwohlsein, ein Schwindelanfall, haben mich verhindert aufzustehen. Ich
liege noch jetzt im Bett. Jetzt bin ich aber schon wieder ganz frisch. Eben
steige ich aus dem Bett. Nur einen kleinen Augenblick Geduld! Es geht noch
nicht so gut; wie ich dachte. Es ist mir aber schon wohl. Wie das nur einen
Menschen so überfallen kann! Noch gestern abend war mir ganz gut, meine
Eltern wissen es ja, oder besser, schon gestern abend hatte ich eine kleine
Vorahnung. Man hätte es mir ansehen müssen. Warum habe ich es nur im
Geschäfte nicht gemeldet! Aber man denkt eben immer, daß man die
Krankheit ohne Zuhausebleiben überstehen wird. Herr Prokurist! Schonen Sie
meine Eltern! Für alle die Vorwürfe, die Sie mir jetzt machen, ist ja kein
Grund; man hat mir ja davon auch kein Wort gesagt. Sie haben vielleicht die
letzten Aufträge, die ich geschickt habe, nicht gelesen. Übrigens, noch mit
dem Achtuhrzug fahre ich auf die Reise, die paar Stunden Ruhe haben mich
gekräftigt. Halten Sie sich nur nicht auf, Herr Prokurist; ich bin gleich selbst
im Geschäft, und haben Sie die Güte, das zu sagen und mich dem Herrn Chef
zu empfehlen!«
Und während Gregor dies alles hastig ausstieß und kaum wußte, was er
sprach, hatte er sich leicht, wohl infolge der im Bett bereits erlangten Übung,
dem Kasten genähert und versuchte nun, an ihm sich aufzurichten. Er wollte
tatsächlich die Tür aufmachen, tatsächlich sich sehen lassen und mit dem
Prokuristen sprechen; er war begierig zu erfahren, was die anderen, die jetzt
so nach ihm verlangten, bei seinem Anblick sagen würden. Würden sie
erschrecken, dann hatte Gregor keine Verantwortung mehr und konnte ruhig
sein. Würden sie aber alles ruhig hinnehmen, dann hatte auch er keinen Grund
sich aufzuregen, und konnte, wenn er sich beeilte, um acht Uhr tatsächlich auf
dem Bahnhof sein.
Zuerst glitt er nun einige Male von dem glatten Kasten ab, aber endlich gab
er sich einen letzten Schwung und stand aufrecht da; auf die Schmerzen im
Unterleib achtete er gar nicht mehr, so sehr sie auch brannten. Nun ließ er sich
gegen die Rückenlehne eines nahen Stuhles fallen, an deren Rändern er sich
mit seinen Beinchen festhielt. Damit hatte er aber auch die Herrschaft über
sich erlangt und verstummte, denn nun konnte er den Prokuristen anhören.
»Haben Sie auch nur ein Wort verstanden?«, fragte der Prokurist die Eltern,
»er macht sich doch wohl nicht einen Narren aus uns?« »Um Gottes willen«,
rief die Mutter schon unter Weinen, »er ist vielleicht schwer krank, und wir
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Buch Die Verwandlung"
Die Verwandlung
- Titel
- Die Verwandlung
- Autor
- Franz Kafka
- Datum
- 1912
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 54
- Schlagwörter
- Erzählung, Schriftsteller, Ungeziefer, Käfer, Insekt
- Kategorien
- Weiteres Belletristik