Seite - 13 - in Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
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I I . Deschreiduna, der
2>nen würdigen Erben fand das Ucrmächtniß des geschiedenen Stifters der Uotivl'.irche
crlt in del.se» dnrchlanchtigltem Bruder, Seiner kaiserlichen Hoheit dein Erzherzoge Enr!
Ludwig, dem nene» Schulcherru des Gaues. Seine»! Eingreife» »nd seiner warme»
(Theilnahme ist es vor»ehi»!ich z» danke», wen» das verwaiste Unternehmen nicht i»
Stolke» gerieth, sondern rüstig zn E»de geführt wnrde. So reiht lich de»n der Name
des glückliche» Vollenders ebenbürtig an de» des nereiuigtrn Stifters, n»d es ilt
Pflicht, beide» gleicherweise die Ehre zn geben, bevor wir, Ansang »»d Ende,
n»d ^ollendnng miteinander verlinüpfend, zunächst an die Geschreibung der ferligen
'che gehe», »ni die Geschichte ihr« Ausbaues da»» erst nachfolge» z» lajfen.
Nur so wird die letztere verständlich sei», ohne daß es irgend einer Mederholuug >.wn bereils berichtetem bedürfte.
Der Min der Uotiukirche folgt im Allgemeinen dem srannüische» Systeme, wie es lich in der eigentlichen Heimal
des gothifchen Stiles an den l'.athedraleu der Isle de France, der Ehampague nnd j.!icardie anagebildet l>at, nnd wie
es dann nur in vereinzelten Beispiele», namentlich im Eölner Vome, anch nach Deutschland lierübergenoininen imirde.
Die Uotivkirche tritt dadnrch in einen bedeutsamen Gegensatz zu dem Dome oon St. Stephan in Wien, der, abgesehen
von feinen Besonderheiten, als der gewaltigste Vertreter der dentsch-gothifchen Hallenkirche» dalteht. Hingegen zeigt die
Uolivkirche in der folgerichtigen Durchführung ihrer Eoultructioue» uud in der Behandlung der Einzelnlieiten dentl'che»
Charnkler. Das Ebenmaß ihrer Uerhällnisse aber, üie übersichtliche Ularliei! der Anordnung, die Meitränmiglieil nnd
malerische Mrknng des In,ieren, die regelrechte Durchbildung aller theile uud deren harmonisches üulammenlrele»
in das, ivie aus Einem Gülle vollendete Ganze lind das originelle n»d eigenste Uerdienit des moderne» Künstlers. De»»
obwohl vollständig uo» den großen banprincipien deö XIII. nnd XIV. ^ahrhnndertes abl>ängig, muß die Eomuositicm der
Uotivkirche nichtsdesto>ue»igcr als eine ueue felbltäudige Cl>a! aufgefaßt uierdeu. Es sind nicht die Gedanken des großen
frnnMfchenMthedralbanes einfach ans kleinere 1,!erhält»ilse übertragen — nichts mirkt ja kläglicher in der ^Xrchitektnr
als die I.lebersctzung groher Caugednnken ius Uleiue — fondern es i!t der ganzen Eoniuofition und allen Einzelformen
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Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
- Titel
- Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
- Autor
- Moriz Thausing
- Verlag
- Verlag von R. v. Waldheim
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 25.0 x 33.2 cm
- Seiten
- 148
- Schlagwörter
- Kirche, Kunstgeschichte, Architektur
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918