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., Strcbemnssen, welche sich über den vier Ecken des unteren
Oundrntes »un selbständig weiter entwickeln, gliedern sich
nach oben in wiederholt sich verjüngende, übereck gestellte
Kreuzpfeiler, aus denen schließlich achteckige Uinlen aufsteigen,
welche nahezu bis an den Abschluß dieses obersten Thurm-
geschoßes reichen, ^uch die Thurmfenster dieses Stockwerkes
sind mit geblendeten Spitzgiebcln gekrönt. Endlich schließt
das Thurmgeschoß mit einer, noch von den letzten Nalen
überragten Valerie ab.
D ie Helme der Thürme beginnen aber in der That
nicht erst über dieser Thurmgalerie, sondern ihre schräge
Neigung nimmt bereits bei den Anläuten der Jenstcrgiebcl
ihren Anfang. So wie die unteren Stockmerke der Thürme
jedesmal aus massivem Maucrwerk entwickelt sind, war es
durch constructive und ästhetische Rücksichten geboten, die
Thurmhelmc ans einen möglichst compncten Stcinkrnnz zu
sehen, der die hohen schlanken tragenden Pfeiler des
Octogoncs energisch mit einander verbindet. Um die Helme
möglichst vollkommen erscheinen zu lassen und ihnen an der
Gasig die volle Greite des Untergeschosses geben zu können,
empfahl sich das Huskunftsmittcl, mit der Entwickelung
ihrer Sparren so tief wie möglich zu beginnen, llics gewährte
zugleich die Möglichkeit, der Thurmgalerie eine größere
Ausladung über einem weit vorspringenden Gesimse zn
geben und die Ausläufer der Thurmpfeiler mittelst Spitz-
süntchen reicher zu gestalten, ^.uf solche M'ise erhält der
hohe steile Thurmhelm eine solide Grundlage, einen leicht
verständlichen Ucbergaug vom senkrechten ftfeilerbnue zu den
schräg gestellten Helmptosten nnd eine ungemcin wirksame
Silhouette, llie Helme sind aus acht schrägen, mit Krabben
besetzten Steinlpnrren canstrnirt, welche in gleich weiten
Höhcnablatzen durch Ouerpfosten zn einem festgefügten
Gerüste verbunden sind. üwischen dieses Gerippe mit seinen
trapezförmigen Lücken fügen sich dann die in offenes Maß-
werk nntgclösten Mitten ein, so daß der ganze Helm als
eine durchbrochene Steinpyrnmide anfragt, llie Sparren
oder Mosten des Helmes verlaufen aber nicht, wie der
Augenschein lehren will, in gam gerader Linie nach dem
Scheitel der Mrnmide, sondern in einer convcrcn Schwingung,
deren in ihrer Mitte gelegene Scheitelhöhe vier üoll betragt,
llicse kleine Ausbiegimg hat nur den^wcck,einen crfahrungs-
mäßigen Mchler unserer Sehkraft auszugleichen, ähnlich
jener, Entasis genannten Anschwellung des Schaftes an der
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Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
- Titel
- Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
- Autor
- Moriz Thausing
- Verlag
- Verlag von R. v. Waldheim
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 25.0 x 33.2 cm
- Seiten
- 148
- Schlagwörter
- Kirche, Kunstgeschichte, Architektur
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918