Seite - 23 - in Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
Bild der Seite - 23 -
Text der Seite - 23 -
W a s zunächst das Materiale anbelangt, aus welchem die Uotiukirchc aufgeführt
ist, kaineu folgende Steinnrtcu zur Ucrweuduug: Kreideknlk ans Grisignnno in
Istrien, Leithallnlk <Nnl!iporen- und Mnrgnrethenl'.nlk» von Wllersdorf, Qrunn,
Oszlop, Mokritz, von Prag und von Mühlcndorf; dauu Nohrbncher Conglomcrnt
von Qrunn und von Mchnu. Sämmtliche Steinlorteu sind von nahezu gleicher
Wderstnndstuhigkcit uud flauer, auch von älinlichcr Structur. Die Grunner
Steine haben gröberes Gcfügc und zeigen stärliere ftorcn. ^öllcrsdorfer,
Mühleiidorfcr und Oszloper Steine find gefchlosseucr von Jormation, feiner und
dichter uon Gcfüge. Die Färbung des ürunner Steines ist die dunkelste und hat
einen Stich in's Nöthliche; Möllersdorfcr uud Oszloper haben eine mehr gelbliche
Inrbe. Mühlendorfer ift dem Tone nach der lichteste und etwas leichter zu
bearbeiten als die übrigen Sorten.
fliese Ucrfchiedenhcit der einzelnen Steinarten bedingte jedesmal die Verwendung
dcrlelben, je nachdem es sich vorwiegend nm Widerstands- uud Tragfähigkeit
oder um reichere Nnrchbildnng in's Einzelne handelte. So ist der Chor, das
Langhaus fo wie der innere Ufcilcrbnn aus Ürunner Stein, luährcnd die
Hanptfncndc bis min Nachgesimlc des Mittelfchiffes aus Wllersdortcr, die
Üreuzfchiff-Macadcu aus dielem, fo ivie ans OZzloper Stein hergestellt wnrdcn.
Für die Thürme von der iünchhöhc nufivnrts, für die Treupcnbauteu an deu
Krcuzfchiff-^rmen uiid für die Strebebögen wurde Mühlendorfer Stein verwendet.
Insbesondere find fämmtliche Uignren des Inneren und .^Xcußeren, fowic der größere
Theil der Onldachinc ans Grifignnner nnd ans Mokritzer Stein gefertigt, nur ein
kleiner Theil der Baldachine im Inneren wurde aus Präger ünlksteiu gemeißelt.
^»>ie Iuudameutirung der l.!otivkirche ist dem inonumentalen Charakter des
^ ganzen Onuwcrllcs entsprechend, eine äußerst solide. <>ie vom Chöre gegen
^ die Thürme zu abfallenden Tcrrninfchichtcn haben eine verschiedene Tiefe der
^ Substruction bedingt, ^m Chorbnu ivard eine Tiefe von tl< Schuh genügend
^ befunden, die sich nach vorne hin steigerte, uud au den Thurmbnnten das doppelte
^ Maß uon ^ Iuß erforderte. Nie oberen Schichten des Terrains find fester
^ Lehm, darunter mit Lehm gemil'chter Sand und Schotter. Nie kräftige Sockel-
— protilirnng der Kirche bedürfte fchon an nnd für fich breiter Fuuoamcute, ivelche
dann mit Nülksicht ans die tlieiliueife große Tiefe nach unten zn noch welentlich
^^ verbreitert wurden. Nies gefchah nninentlich bei den Thnrmbauten, bei denen die
^- Ausbreitung nach unten fo weit ging, daß die unterste Schichte des Fundamentes
eigentlich nur ein durchlaufendes massives Ganzes bildet, welches in der Mitte der
Thürme lediglich um praktischer Uorthcile willen nicht vollständig ausgemauert
wurde. Nie Iuudamente stud durchweg aus üruchstein von ^tzgersdors mit
7^ Stollberger Kalk und Nonansand nilsgeführt. Nie letzte Schichte des Mnndnmentes
wnrde dann ans (»undern in einer Höhe von 5", -!" der ganzen ^nsdehnnng
des üanes nach hergestellt. Nach vollständig ertolgter Setzung wurde ein
sorgfältiges Nivellement dieser ^Xnsgleichsschichte vorgenommen nnd nach den
.,., Firpnnkten dnrch Abmeißelniig eine l,orizontale Ebene hergestellt, welche den
Obcrban nnAmehmen hatte.
Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
- Titel
- Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
- Autor
- Moriz Thausing
- Verlag
- Verlag von R. v. Waldheim
- Ort
- Wien
- Datum
- 1879
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 25.0 x 33.2 cm
- Seiten
- 148
- Schlagwörter
- Kirche, Kunstgeschichte, Architektur
- Kategorien
- Geschichte Vor 1918