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Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
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Wer Oberbau der Kirche ist ein massiver Guaderbnu. Die Höhe der Steinschichten ist verschieden und schwankt von 1' bis 2', Z". Diese Verschiedenheit wurde vornehmlich mit Niicksicht auf die Ergebnisse des Steinbrecheng gewählt, um jede eben gebrochene Äteinmasse verwenden zu können, also aus ökonomischen Gründen; aber auch deßhalb, um dem Guaderbau ein lebensvolleres, minder einförmiges Aussehen zu verleihen. Jede Schichte läuft aber in der festgesetzten Höhe um den ganzen Gnu herum. Gei Geginn jeder Gnucampngne wurde ein gleich genaues Nivellement wie an dem Uundnmentbnu vorgenommen, demzufolge die Durchführung der horizontalen Lager an diefem Gaue mit einer Genauigkeit bewerkstelligt wurde, daß Abweichungen mit den üblichen Meßinstrumenten nicht nachzuweisen sein dürften. Die Steine wurden auf einen steifen Mörtel aus Stollberger hydraulischem Kalk und Meidlinger Sand versetzt; die Uugcnstärke beträgt 3 Linien. Die Versetzung der Maßwerke, aller kleineren freistehenden Glieder, der Iialen, Valerien, und dergleichen geschah auf festgeschlngenem, äußerst sorgfältig bereitetem Velkitte. Eisenklammern und Ichließen fanden nirgends Verwendung; wohl aber wurden fchwnche freie Pfeiler oder Pfosten mit harten Steindiebeln verfetzt, die feinsten Kreuzblumen und Jinlen aber aufKupferstnngen. Zur Einm ülbung der Kappen in den Kreuzgewölben wurden kleine, eigens für diesen Zweck geformte Ziegel verwendet, sogenannte Heilnnosziegel. Auf dieselben wurde dann ein fester Guß aus hydraulischem Kalke gemacht, welcher insbesondere vor der Gcdachung der Kirche wichtige und gute Dienste geleistet hat. Hlämmtlichc Dach stuhle, das Gerüste für das Eentralthürmchen, den sogenannten Dachreiter, sowie die Vlockenstühle sind aus Eisen hergestellt. Dadurch ist die Hauptgefahr, welche den Gestand der alten Kirchenbauten immer und immer wieder bedrohte, die Jeuersgefahr, nahezu ausgeschlossen. Eine engere, unter bewährten Nrmen eingeleitete Concurrenz hatte das Ergebniß, daß das Project des Civilingenieurs Eduard Leyfer zur Ausführung sämmtlicher Dachstühle und des Eentralthürmchens gewählt wurde, und dieser im Vereine mit der Iirma Iigl und Comp. in den Jahren 1870 und 1871 die genannten Arbeiten vollendete. In gleicher Weise erhielt I. Vridl die Ausführung der Elockenstühle und der damit zusammenhängenden eisernen Stiegen im Octogon der Thürme. Das System, welches Lcyser der Construction der Dachstühle an der Votivkirche zu Grunde legte, ist von der äußersten Einfachheit. Nur die Lattung für die Schiefer- eindeckung ist wegen der Gequemlichkeit des Nngelns aus Lärchenholz hergestellt. Alle anderen Gestandtheile sind von Eisen. Die Neuheit, Größe und Präcision der hier gelösten Aufgaben läßt es vielleicht als wünschenswert!) erscheinen, das detaillirte Programm der Dnchstuhl-Construction an anderer Stelle nachfolgen zu lassen. (Anhang VIII.) ZH^it der Eonstruction des Dachstuhles in nächster Verbindung steht jene des Centralthürmchens oder Dachreiters. Das Gerippe desselben ist gleichfalls aus Ichmicdeilen, und durch entsprechende Verbindungen und durch Verstrebungen wurde die vollkommene Steifheit und Jestigkeit desselben erreicht. Mit diefem Gerippe innig vcrschraubt sind dann jene Gestandtheile aus Lärchenholz, welche den Zweck haben, dem Thürmchen die äußere architektonische Jorm zu geben; die Gogen und Giebelprofile, die kleinen profilirten Pfeilerchen und Nialen. Gekleidet ist das ganze Aeußcre des Central- thürmchens mit Glei, welches durch Ualzung und Löthung die sämmtlichen Architektursormen in dauerhaftester weise ausprägt und mit welchem die, gleichfalls aus Glei getriebenen Ornamente, die Krabben, Kreuzblumen nnd Rosetten, in folidester Weise verbunden sind. Einzelne Theile dieser äußeren Gleihüllcn sind in einer als dauerhaft erprobten Weise vergoldet. «Aür die Gedachungen wurden zweierlei Deckmaterialien angewendet: für die steilen Dächer des Mittelschiffes, des Kreuzschifses und Ehores, sowie für die Dächer der vier Kreuzschiss-Capellen Schiefer, für die stachen Dächer der Seiten- schiffe, des Chorumganges und der Chorcapellen Glei. Von Glei sind auch sämmtliche Kinnen und Auskleidungen der Wasserrohre und Wasserspeier. Diese für den Wasserabfluß bestimmten Theile sind nämlich aus Stein hergestellt, in den Uugen gut mit Oelkitt verstrichen, aber nichtsdestoweniger innen mit starkem Glei verkleidet. Das System der Wasserableitung an der Votivkirchc entspricht ganz demjenigen mittelalterlicher Gauwerke. Die längs des Dachsaumes am Hochschiffe angelegten steinernen, mit Glei ausgekleideten Kinnen münden bei jedem Pfeiler vermittelst eines in diesen eingelegten Gleirohres in einen Wasserspeier. Derselbe gießt das Wasser in das auf dem Kücken, der Spreize des Strebebogens angebrachte offene Gerinne, welches das Wasser wieder vermittelst der an den äußeren 24
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Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
Titel
Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
Autor
Moriz Thausing
Verlag
Verlag von R. v. Waldheim
Ort
Wien
Datum
1879
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
25.0 x 33.2 cm
Seiten
148
Schlagwörter
Kirche, Kunstgeschichte, Architektur
Kategorien
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