Seite - 14 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1

— 14 — Weisen, thut mir jetzt sehr leid. Verflogen, vcrweht, in Nichts uerflattert wären, die Wonnen jener Tage freilich ebenso, wenn ich sie auch eingetragen hätte, aber wenigstens wäre ein Abglanz davon zwischen dcn Blättern festgebannt. Aber nein: für meinen am und meine Schmerzen fand ich nicht genug Klagen, Gedankenstriche und AuZrusungszeichen; die jammervollen Dinge mnßtcn der Mit- und Nachwelt sorgfältig vorgehcult werden, aber die schönen Stunden, die habe ich schweigend genossen. — Ich war nicht stolz auf mein Glücklichsein und gab es daher niemand — nicht einmal mir selber im Tagcbuchc — klind und zu wissen! nur das Leiden und Sehnen empfand ich als eine Art Verdienst, daher das viele Großthun damit. Wie doch diese roten Hefte alle meine traurigen Lagen getreulich spiegeln, während zu frohen Zeiten die Blätter ganz unbeschrieben blieben. Zu dumm! Das ist, als sammelte Einer während eines Spazicrgangcs — um Andenken daran nach Hause zu bringen — als sammelte er von den Dingen, die er auf dem Wege findet, nur das Häßliche; als füllte er seine Votanisicrbüchse nur mit Dornen, Disteln, Würmern, Kröten und ließe alle Blumen und Falter weg. Dennoch, ich erinnere mich: es war eine herrliche Zeit. Eine Art Fecmnärchentranm. Ich hatte ja alles, was ein junges Fraucnherz n.ur begehren kann: Liebe, Reichtum. Nang, Vermögen — und das Meiste so neu, so überraschend, so staunencrregend! Wir liebten uns wahnsinnig, mein Arno und ich, mit dem ganzen Feuer linscrcr lebensstroheüden, schönheitsfichcrcn Jugend.