Seite - 37 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1

— 37 — ruhig schläft — o Du mein tapferer Schatz! Aber wie wirst Du dort schlafen? Da gibt es kein weiches Bett für' Dich — da mußt Du auf harter, nasser Erde liegen ... vielleicht iu einem Graben — hilflos — verwundet..." Bei diesem Gedanken konnte ich nicht anders, als mir' eine klaffende Säbclhicbwunde auf seiner Stirn vor- stellen, von der das Blut herabsickert, oder ein Kngcl- loch in seiner Brust . . . und ein heißer Mitleids- schmerz ergriff mich. Wie gerne hätte ich meine Arme um ihn geschlungen und ihn geküßt, aber ich durfte ihn uicht wecken; er brauchte diesen stärkenden Schlaf. Nur noch sechs Stunden ... tik — tak — tik — tak:- unbarmherzig schnell und sicher geht die Zeit jedem Ziele entgegen. Dieses gleichgültige Tick — Tack that mir weh. Auch das Licht brannte ebenso gleichgültig hinter seinem Schirm, wie diese Uhr mit ihrem blöden rcgnngslosen Bronze-Amor tickte . . . Begriffen denn all diese Dinge nicht, daß dies die letzte Nacht war? Die thränenden Lider sielen mir zu, das Bewußtsein schwand allmählich, und den Kopf auf das Kissen sinken lasscud, schlicf ich dennoch selber ein. Aber immer unr auf kurze Zeit. Kanm verlor sich mein Sinn in die Nebel eines formlosen Tranmes, so krampfte mein Herz sich plötzlich zusammen und ich erwachte dnrch einen heftigen Schlag desselben, mit dem gleichen Angstgefühle, wie wenn man durch Hilfe- ruf oder Fcuerlänu geweckt wird . . . „Abschied, Ab- schied!" hieß der Alarm. Als ich zum zehnten oder zwölften male so aus-