Seite - 39 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
Bild der Seite - 39 -
Text der Seite - 39 -
— 39 —
könnte ich mich nicht so wohlgemut fühlen . . . einen
Orden geh' ich mir holen, weiter nichts. . . . Gib nur
hier rccht acht auf Dich selber und auf unsern Nurn
— der, wenn ich avanciere, auch wieder um einen
Grad vorrücken darf. Grüß ihn von mir . . . ich will
den Abschied von gestern Abend nicht noch wieder-
holen. . . . Dem wird's einmal ein Vergnügen sein,
wenn ihm sein Vater erzählt, daß er im Jahr 59 bei
den großen italienischen Siegen dabei gewesen." . . .
Ich hörte ihm gierig zu. Dieses Zuversichtliche
Gcplüuder that mir wohl. Er ging ja gern und lustig
fort — mein Schmerz war also ein egoistischer, daher
ein unberechtigter — dieser Gedanke würde mir die
Kraft geben, ihn zu überwinden.
Wieder klopfte es an der Thüre.
„Es ist schon Zeit, Herr Oberlieutenant."
„Vin schon fertig — komme gleich." Er breitete
die Arme aus: Also jetzt, Martha, mein Weib,
mein Lieb —"
Schon lag ich an seiner Brust. Nedcn konnte ich
nicht. Das Wort Lebewohl wollte mir nicht über
die Lippen — ich fühlte, daß ich bei Äußerung dieses
rtes zusammenbrechen mußte, und dic Nuhe, den
Frohmut seiner Abfahrt durfte ich ja nicht vergällen.
Den AuBbruch meines Schmerzes sparte ich mir —
wie eine Art Belohnung — auf das Alleinsein auf.
Nuumchr aber sprach er es, das herzzerreißende
Wmt:
„Leb' wohl, mein alles, leb wohl!" und drückte
innig seinen Mund auf den meinen.
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik