Seite - 45 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
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Die Verlustliste hatte schon mehrere Namen von
Offizieren gebracht, die ich persönlich gekannt hatte.
Unter anderen des Sohnes — des einzigen — einer
alten Dame, für die ich eine große Verehrung empfand.
An jenem Tage wollte ich die Ärmste anfsuchen.
Es war mir ein peinlicher, schwerer Gang. Trösten
konnte ich sie doch nicht — höchstens niitwciucn. Aber
es war eine Liebespflicht — und so machte ich mich
denn aus den Weg.
Vor der Wohnung der Frau U. Ullsmann an-
gelangt, zögerte ich lange, ehe ich die Glocke zog. Das
letzte Mal, daß ich hierher gekommen, war es zu einer
lustigen kleinen Tanzunterhaltung gewesen. Die liebens-
würdige alte Hansfrau war damals selber voller Lustig-
keit. „Martha," hatte sie mir im Laufe des Abends
gesagt, „wir sind die beiden beneidenswerteste« Frauen
Wiens: Du hast den hübschesten Mann und ich den
trefflichsten Sohn." — Und heute? Da besaß ich wohl
noch meinen Mann . . . Wer weiß? Die Bomben
und Granaten flogen ja dort unablässig; die letzte
Minnte konnte mich znr Witwe gemacht haben ...
Und ich fing vor der Thür zu weinen an. — Das
war die richtige Vcrsassnug siir solch traurigen Vc-
snch. Ich klingelte, Niemand kam. Ich klingelte ein
zweites Mal. Wieder nichts.
Da streckte jemand ans einer anderen Flurthür den
Kopf heraus:
„Sie länten umsonst, Fräulein — die Wohuung
ist leer."
„Wie? ist Frau v. UllZmann fortgezogen?"
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik