Seite - 52 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
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Meine Freundin fand ich zu Hause.
Gräfin Lori Griesbach war in mehr als einer
Hinsicht meine Schicksalsgenossin, Generalstochter, wie
ich, kurze Zeit an einen Offizier verheiratet, wie ich,
und — wie ich — Strohwitwe. In einem über-
tiumftste sie mich: sie hatte nicht nur ihren Mann,
sondern auch noch zwei BrĂĽder im Krieg. Aber Lori
war keine ängstliche Natur; sie war vollkommen über-
zeugt, daĂź ihre Lieben unter dem besonderen Schutze
eines von ihr sehr verehrten Heiligen standen, und sie
rechnete zuversichtlich auf deren Wiederkehr.
- Sie empfing mich mit offenen Armen.
„Ach, grüß' Dich Gott. Martha — das ist wunder-
hübsch von Dir, daß Du mich aufsuchst. — Aber Du
siehst gar so bleich und gedrĂĽckt aus . . . doch keine
schlimme Nachricht vom Kriegsschauplätze?"
„Nein, Gott sei Dank. Aber das Ganze ist doch
so traurig —"
„Ja so — Du meinst die Niederlage? Da mußt
Du Dir nichts daraus machen, die nächsten Berichte
können einen Sieg vermelden.
„Siegen oder besiegt werden — der Krieg an und
für sich ist schon schrecklich . . . Wäre es nicht besser,
wenn es gar keinen solchen gäbe?"
„Wozu wäre denn da das Militär da?"
„Ja, wozu?" Ich sann nach. „Dann gäb' eS
keins."
„Was Du für Unsinn sprichst! Das wäre eine
schöne Existenz — lauter Civilisten — mir schaudert!
Das ist zum Glück unmöglich."
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik