Seite - 57 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
Bild der Seite - 57 -
Text der Seite - 57 -
— 5? —
und Feind — bedeckten die Wahlstatt. Ich habe unter
den Toten so manches liebe, bekannte Gesicht erkannt
— das ist unter anderen auch der arme — (hier mußte
die Seite umgewendet werden) der arme Arno Dotzky —"
Ich siel ohnmächtig zu Boden.
„Jetzt ist alles aus, Martha! Solferino hat cnt«
schieden: wir sind geschlagen."
Mit diesen Worten kam mein Vater eines Morgens
auf das Gartenplätzchen geeilt, wo ich unter den Schatten
einer Lindengruppe saß.
Ich war mit meinem kleinen Rudolf in mein
Mndchenhcim zurückgekehrt. Acht Tage nach dem großen
Schlage, der mich getroffen, übersiedelte meine Familie
nach Grmmtz, unserm Landsitz in Niedcrösterrcich. und
ich mit ihr. Allein hätte ich ja verzweiscln müsscu.
Jetzt waren sie wieder alle um mich, wie uor meiner
Verheiratung: mein Vater, Tante Marie, mein kleiner
Bruder und meine zwei aufblühenden Schwestern. Sie
alle thaten, was sie nur konnten, meinen Kummer zu
lindern und behandelten mich mit einer Art Hochachtung,
die mir wohlthat. In mcmem traurigen Schicksal lag
für sie offenbar eine gewisse Weihe, etwas, was mich
über meine Umgebung erhob — selbst eine Gattung
Verdienst. Neben dem Blute, das die Soldaten auf
dem Altar des Vaterlandes vergießen, bilden ja die
am selben Altar vergossenen Thränen der beraubten
Soldatcnmütter, Frauen und Bräute die nächste heilige
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik