Seite - 72 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1

— 72 — sei. Das war mir aus der Seele gesprochen. Sogar in meinem lurzen Innenleben war diese Verminderung vor sich gegangen; und wenn ich oft diese Ncgung als etwas Feiges. Unwürdiges unterdrückt hatte, glaubend, daß ich allein mich solchen Frevels schuldig mache, so erkannte ich jetzt, daß dies bei mir nur der schwache Widerhall des Zeitgeistes war; daß Gelehrte und Denker, wie dieser englische Geschichtschreiber, daß unzählige Menschen mit ihm, die einstige Kriegsvcr- götterung verloren hatten, welche — wic sie eine Phase meiner Kindheit gewesen — in diesem Vuche auch als eine Phase aus der Kindheit der Gesellschaft dargestellt war. Somit hatte ich in Vucklcs Geschichtswerke eigent- lich das Gegenteil von dem gesunden, was ich gesucht. Dennoch empfand ich diesen Fund als cincn Gewinn — ich suhlte mich dadurch gehoben, geklärt, beruhigt. Einmal versuchte ich mit meinem Vater über diese neu- gewonneneu Gesichtspunkte zu reden — aber vergebens. Auf den Verg hinauf wollte er mir nicht folgen — das heißt er wollte das Vnch nicht lefcn — also war es aussichtslos, mit ihm von Dingen zu reden, die man nur von dort oben aus wahrnehmen konnte. Nun folgte das Jahr — zweite Phase —, da die Trauer in Melancholie übergegangen war. Jetzt las und studierte ich noch fleißiger. Das erste Werk Vuckles hatte mir Geschmack am Nachdenken gegeben und die Freuden eines erweiterten Weltausblickcs kosten gemacht. Davon wollte ich nun noch immer mehr und mehr genießen, und so ließ ich in diesem Buche nocki viele