Seite - 75 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1

macht, täglich zum kleinen Rudolf von seinem Vater zusprechen, .und in seinem Abendgebet mußte das Kind stets sagen: „Gott, laß mich gut und brau sein, meinem geliebten Vater Arno zu Liebe!" Meine Schwestern und ich „amüsierten" uns köst- lich — ich gewiß nicht minder als sie. Es war ja sozusagen auch mein Debüt in der Welt. Das erste Mal war ich als Braut und Neuvermählte ein- geführt worden; da hatten sich selbstverständlich alle Kurmacher von mir fern gehalten/ und was ist des "-Lebens höchster Neiz. wenn nicht die Kur- inachcr?Abcr sonderbar! so sehr es mir behagte, von ciner Schar vou Anbetern umgeben Zu sein, keiner von ihnen machte einen tieferen Eindruck auf mich. Es lag eine Schranke zwifchen ihnen und mir, die schier unübersteiglich war. Nnd diefe Schranke hatte sich durch die drei Jahre meines einsamen Studierens und Denkens aufgerichtet. Alle diese glänzenden jungen Herren, deren Lebcnsiutcrcssen in Sport, Spiel, Ballet, Hosklalsch und, wenn es hoch ging, in Berufsehrgeiz (die meisten wareu Militärs) gipfelten, die hatten von den Dingen, die ich in meinen Büchern von ferne er- schaut und an denen mein Geist sich gelabt, auch nicht die entfernteste Idee. Jene Sprache, von der ich frei- lich auch nur AnfangZgründe kcnuen gelernt, von der ich aber wußte, daß in ihr durch die Männer der Wissenschaft die höchsten Fragen beraten und einst gelöst werden; jene Sprache war ihnen nicht nur „spanisch", sondern — patagönisch. Unter dieser Kategorie junger Leute würde ich