Seite - 86 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
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sein Zllstand auch nur Ohnmacht und nicht der Tod
gewesen wäre — es nicht zu befürchten stand, daß er
wieder zu sich komme —"
„Zu befürchten?" unterbrach ich weinend.
„Ja — denn wir mußten sie hilflos da liegen
lassen: vor uns erklang wieder das mordgcblctcnde
„Hurra!" und hinter uns stürmten berittene Scharen
heran, welche über diese Sterbenden hinwegsetzen würden
— glücklich der Bewußtlose! Sein Gesicht hatte einen
ganz ruhigen, schmerzlosen Ausdruck — und als wir,
nachdem der Kampf vorüber war, unsere Toten und
Verwundeten auflasen, fand ich ihn auf dersclben Stelle,
in gleicher Lage und mit dem gleichen friedlichen Aus-
druck. Das habe ich Ihnen sagen wollen, Gräfin.
Freilich hätte ich das schon vor Jahren thun können
und, da ich nicht mit Ihnen zusammentraf, an Sie
schreiben — aber die Idee kam mir eist gestern, als
mir meine Consine sagte, sie erwarte unter ihren
Gästen die schone Witwe Arno Dotzkys. Verzeihen
Sie, wenn ich schmerzliche Erinnerungen wachgerufen;
ich glaube doch eine Pflicht erfüllt und Sie von pein-
lichen Zweifeln befreit zu haben."
Er stand auf. Ich reichte ihm die Hand:
„Ich danke, Baron Tilling," sagte ich, meine
Thränen trocknend. „Sie haben mir in der That ein
wertvolles Geschenk gemacht: die Beruhigung, daß das
Ende meines teueren Mannes frei von Schmerz und
Qual war . . . Aber bleiben Sie noch ein wenig, ich
bitte Sie . . . Ich wollte Sie noch sprechen hören ...
Vorhin, in Ihrer Ausdrucksweise, haben Sie einen
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik