Seite - 127 - in Die Waffen nieder! - Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
Bild der Seite - 127 -
Text der Seite - 127 -
^ 12? —
zustellen, muß man sich eben sehr erhaben fühlen. Es
drückt aus: was Gott Sohn im Verhältnis zu den
Aposteln, das bin ich, Kaiser, zu Pfründnern. Mir
kommt dieses Grundmotiv der Ceremonie nicht gerade
demütig vor."
„Du hast so kuriose Ansichten. Martha. In den
drei Jahren, die Du in ländlicher Einsamkeit und mit
Lesen schlechter Bücher zugebracht hast, sind Deine
Ideen so verschroben geworden.
„Schlechte Bücher?"
„Ja, schlecht — ich halte das Wort aufrecht. Neu-
lich, als ich in meiner Unschuld zum Erzbischof von einem
Buch sprach, das ich auf Deinem Tisch gesehen und
das ich dem Titel nach sür ein Andachtsbuch hielt:
„Das Leben Jesu" von einem gewissen Strauß —
da schlug er die Hände über dem Kopf zusammen und
rief: „Barmherziger Himmel, wie kommen Sie zu so
einem ruchlosen Werk?" Ich wurde ganz feuerrot
und versicherte, daß ich das Buch nicht selber gelesen,
sondern nur bei einer Verwandten gesehen. „Dann
fordern Sie diese Verwandte bei ihrer Seligkeit auf,
diese Schrift ins Feuer zu werfen." Das thue ich
hiermit. Martha. Wirst Du dies Buch vcrwnncu?"
„Wären wir um zwei- oder dreihundert Jahre
jünger, so könnten wir zusehen, wie nicht nur das
Werk, sondern auch der Autor in Flammen aufginge.
Das wäre wirksamer — momentan wirksamer — auch
Nicht flir lang' . . ."
„Du antwortest mir nicht. Wirst Du das Vuch
verbrennen?"
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik