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Unser Wagen war vorgefahren; wir mußten ein-
steigen und Nosa drängte mich vorwärts; Tilling
führte die Hand an die Mütze und wollte zurücktreten.
Da machte ich eine heftige Anstrengung nnd sagte mit
einer Stimme, die mir selber ganz fremd klang:
„Sonntag zwischen zwei und drei, werde ich zu
Hause fein."
Er verneigte sich stumm und wir stiegen ein.
„Du mußt Dich erkaltet haben, Martha," bemerkte
meine Schwester, als wir davonfuhren; „Deine Auf-
forderung klang furchtbar heifer. Und warum hast
Du mir diesen schwermütigen Stabsoffizier nicht vor-
gestellt? Ich habe noch selten ein weniger aufheiterndes
Gesicht gesehen."
Am bestimmten Tage und Zur bestimmen Stunde
ließ sich Tillina, bei mir anmelden. Vorher hatte ich
in die roten Hefte folgende Eintragung gemacht:
„Ich ahne, daß der heutige Tag über mein Schicksal
entscheiden wird. Mir ist so feierlich und baug, so süß
erwartungsvoll zu Mute. Diese Stimmung muß ich
in diesen Blättern fixieren, damit, wcuu ich einst nach
langen Iahrcu darin blättere, ich mir recht lebhaft die
Stunde ins Gedächtnis Zurückrufen könne, welcher ich
jetzt so bewegl entgegensehe. Vielleicht kommt es ganz
anders, als ich denke — vielleicht auch genau so . . .
jedenfalls wird es mich einst interessiren, zu sehen, wie
weit Voraussicht uud Wirklichkeit sich deckten.
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik