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Allee schweifen ließ, sah ich von weitem, die Allee in
unserer Richtung herabgaloppierend, einen Offizier, in
welchem ich sogleich — obschon mein kurzsichtiges Auge
ihn nur undeutlich ausnahm — Tilling erkannte. Als
er nun in die Nähe kam und, zu uns herübersalutierend,
sich mit unserem Wagen kreuzte, da erwiderte ich seinen
Gruß nicht nur mit einem Kopfnicken, sondern mit
lebhaftem Winken. Im selben Augenblick war ich ge-
wahr, daß ich da etwas Unpassendes und Ungerecht-
sertigtes gethan.
„Wem hast Du solche Zeichen gemacht?" fragte
meine Schwester Lill i: „War es etwa Papa? . . .
Ah, ich sehe," fügte sie hinzu, „da spaziert ja eben
der unvermeidliche Konrad — dem galt Deine Hand-
verrcnkung?"
Dieses rechtzeitige Erscheinen des „unvermeidlichen
Konrad" kam mir sehr gelegen. Ich war dem treuen
Vetter dankbar dasür und bethätigte diese Dankbarkeit
sofort:
„Schau, Lilli," sagte ich, „er ist doch ein lieber
Mensch und gewiß nur wieder Deinetwegen hier —
Du solltest Dich seiner erbarmen, Du solltest ihm gut
sein . .^ . O, wmn Du wüßtest, wie süß es ist,
Jemanden lieb zu haben. Du würdest Deiu Herz nicht
so verschließen. Geh, mach ihn glücklich, den guten
Menschen."
Lilli schaute mich erstaunt an.
„Wenn er mir aber gleichgültig ist, Martha?"
„So liebst Du vielleicht einen anderen?"
Sie schüttelte den Kopf: „Nein, niemand."
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik