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Indessen hatte ich mich gefaßt.
„Das war ein rascher Entschluß," sagte ich
möglichst ruhig. «Was hat Ihnen denn unser Wien
zu leid gethan, daß Sie es auf so gewaltsame Weise
verlassen?"
„Es ist mir Zu lebhaft und zu lustig. Ich bin
in einer Stimmung, welche die Sehnsucht nach einsamer
Pußta mit sich bringt.
„Ach was," meinte Konrad, „je trüber die Stim-
mung, desto mehr soll man Zerstreuung suchen. Ein
Abend im Carltheater wirkt jedenfalls erfrischender,
als tagelange beschauliche Einsamkeit."
„Das beste, um Sie aufzurütteln, lieber Tilling,"
sagte mein Vater, „wäre wohl ein frischer, frühlicher
Krieg — aber leider ist jetzt gar keine Aussicht dazn
vorhanden; der Friede droht sich unabsehbar auszu-
dehnen."
„Was das doch für sonderbare Wortzusammen-
setzungen sind," konnte ich mich nicht enthalten zu
bemerken: „Krieg und —> fröhlich; Friede und —
drohen."
„Allerdings," bestätigte der Minister, „der politische
Horizont zeigt vor der Hand noch keinen schwarzen
Punkt; doch es steigen Wetterwolken mitunter ganz
unerwartet rasch auf. und die Chance ist niemals aus-
geschlossen, daß eine — wenn auch geringfügige —
Differenz einen Krieg zum Ausbruch bringt. Das
sage ich Ihnen zum Trost, Herr Oberstlieutenant. Was
mich anbelangt, der ich kraft meines Amtes die inneren
Angelegenheiten meines Landes zu verwalten habe, so
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Band 1
- Titel
- Die Waffen nieder!
- Untertitel
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Band
- 1
- Autor
- Bertha von Suttner
- Verlag
- E. Pierson's Verlag
- Ort
- Dresden und Leipzig
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 10.94 x 18.0 cm
- Seiten
- 326
- Schlagwörter
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Kategorien
- Biographien
- Weiteres Belletristik